Die Zeit nach Mamas Tod - Blog


EINLEITUNG (vom 20.08.2022)
 

Liebe Irina/Liebe Mama/Liebe Maus,

von welcher Wolke du uns auch beobachtest:
Wir lieben Dich, Du fehlst uns, es ist kaum auszuhalten!

Du warst die allerbeste Mama/Ehefrau der Welt, jeder aus unserem Umfeld wird ohne Zweifel diese Aussage bestätigen können. Begriffe wie "Übermama" / "Liebster und verständnisvollster Mensch auf dieser Welt" wurden wegen dir erfunden!

Niemand wird dich ersetzen können, wir sind traurig, wir sind am Boden zerstört, wir sind erschüttert.

Wir versuchen alle mit deinem Tod irgendwie zurecht zu kommen aber es ist schwer, sehr schwer.

Ich als Papa der tollsten Kinder dieser Welt "überlebe" aktuell nur durch die Aufgabe unseren Kindern trotz dem Verlust Ihrer Mama, dem wichtigsten Mensch in Ihrem Leben, das schönst mögliche Dasein zu bereiten. Ich werde alles für unsere Kinder tun, sie haben es mehr als verdient.

Ich liebe Dich!! / Wir lieben Dich!! / Wir vermissen Dich!!

 

Letzter Eintrag: 13. Mai - 16. Juli 2023

Mittwoch, 17. August 2022

Es sollte ein Tag werden der unser aller Leben komplett auf den Kopf stellt, der viele Emotionen auslösen und der scheinbar niemals enden sollte. Einfach ein Tag den man am liebsten für immer aus seinem Kopf streichen möchte.

Dabei startete der Tag wunderschön, es war nämlich zugleich der 1. Tag im Kindergarten unserer Tochter Nina.

Alles war vorbereitet, jeder freute sich auf dieses einmalige Erlebnis. Nina freute sich ebenso wie der große Bruder Max als auch Mama und Papa.

Alles lief wie geplant bis ca. 17.30 Uhr.

Bei einem Meeting via Videocall verlor der wertvollste Mensch unserer Familie ohne Vorwarnung und Vorerkrankung plötzlich sein Leben. Unsere über alles geliebte, die beste Mama/Ehefrau der Welt sollte mit einem Mal die Bühne der Welt verlassen.

Es war ein grausamer Tag der scheinbar nie enden wollte mit Details die ich vorerst an dieser Stelle nicht ausführen möchte.

Donnerstag, 18. August 2022

Max, Nina und ich schliefen die Nacht bei Oma Anne zu dritt im Ehebett von Oma und Opa Winfried.

Die Nacht hatte für die Kinder ca. 8 Stunden, für mich etwa 6 wobei ich effektiv max. 4 geschlafen habe.

Wie am Vortag bereits mit den "Seelsorgern" abgestimmt wollte/sollte keiner aktiv mit den Kindern zum dramatischen Vorfall reden. Erst wenn das Thema von einem der beiden kommen sollte würde man über das Thema sprechen. Fest stand auch dass die Kindergarteneingewöhnung ganz normal weiter gehen sollte. Bereits am Todestag von Irina war klar, das Leben muss, alleine für die Kinder, möglichst geordnet weitergehen (sofern man es so nennen könnte).

Schon die Fahrt von Oma & Opa zum Kindergarten (ca. 10km) war grauenhaft. Die sonst sehr lebhafte Nina starrte nur aus dem Fenster, Max standen die Geschehnisse des Vortages ins Gesicht geschrieben. Jedes der Kinder wusste das etwas Schreckliches passiert war, ihre Mama war jedoch mit keinem Wort ein Thema.

Im Kindergarten angekommen versuchten alle Beteiligten sich so gut es ging nichts anmerken zu lassen, im Vorfeld hatte ich das Team des Kindergartens informiert. Die Trauer war jedem dort anzusehen, hatte die Mama beider Kinder doch am Vortag noch mit ihrer strahlenden Erscheinung und dem immer präsenten Lächeln und der zuvorkommenden Art für gute Laune unter den, größtenteils jungen Mitarbeitern geführt. Für nahezu jeden war die Situation neu, jeder hatte gefühlt Angst vor dem was da kommen würde.

Vorweg: Max und Nina erlebten die Stunden dort einigermaßen gut, das jedoch sonst normale "Strahlen" der Kinder war deutlich sichtbar gedämpft.

Für mich als Papa und nun seit ca. 14 Stunden Witwer ging der Horror erst so richtig los. War der Tag des Todes noch mit purer "Sachlichkeit abgehandelt", so übermannten mich natürlich nun die Emotionen. Unter Tränen berichtete ich der Leitung von den Geschehnissen, ebenso führte ich die ersten Telefonate mit Angehörigen (meinen Geschwistern, meiner Mutter, ...).

Es war einfach nur schrecklich!

Für jeden den ich anrief zerbrach eine Welt. Jeder war fassungslos, niemand konnte es verstehen, jeder hat aus tiefstem Herzen geweint/getrauert.

Nach ca. 2 Stunden war die Eingewöhnung von Nina vorbei, Max durfte noch weitere 2 Stunden bleiben was ihm auch mehr als guttat. Um Nina etwas abzulenken besuchten wir unser 2. Zuhause, den naheliegenden Pferdestall unserer Freunde (nahezu Familie). Natürlich wusste jeder dem wir begegneten was passiert war, glücklicherweise waren jedoch nur einige wenige Personen dort.

Jule, die bereits am Vorabend mit im Garten gesessen und mir beigestanden hatte fragte direkt ob Nina eine Runde reiten möchte. Nina war, trotz der Vorahnung dass mit Mama etwas schreckliches passiert ist "Feuer und Flamme", ist das Reiten und die Pferde doch ihre größte Leidenschaft. Auch ich war mehr als froh dass Jule dieses Angebot gemacht hatte (DANKE, DANKE, DANKE!!).

Es war schwer dem zuzuschauen, doch Nina war glücklich auf dem Pferderücken. Für mich hinter der Bande fühlte es sich  falsch an dass dort nicht Mama Irina mit ihr die Runden drehte sondern Jule, ich heulte nahezu dauerhaft Rotz und Wasser.

Danach mussten wir los, Max aus dem Kindergarten abholen.

Irmi (4. Oma/Freundin/Vermieterin wohnend eine Etage unter uns) hatte uns nach dem tragischen Vorfall zum Essen "eingeladen", sie hatte vermutlich ebenfalls nur 3-4 Stunden schlafen können.

Die Kinder waren weiter stutzig, Mama war jedoch zu keiner Zeit ein Thema. Wir Erwachsenen kämpften dauerhaft mit den Tränen, versuchten für die Kinder eine heile Welt aufrecht zu erhalten.

Danach gingen wir wieder in unsere Wohnung, Ort des Geschehens eine Etage darüber. Die Kinder leitete ich direkt ins Wohnzimmer, sie durften Ihre alltäglichen Sendungen schauen.

Gegen 15 Uhr sollte es dann passieren.

Beim Verzehr der von Irmi geschenkten Überraschungseier fragte Max wann Mama wieder aus dem Krankenhaus komme, wie es ihr gehe. Ich hatte jederzeit mit der Frage gerechnet, hatte größte Angst vor diesem Moment.

Ich bittete beide nach dem Verzehr auf den Spieleteppich im Wohnzimmer. Max rechts, Nina links von mir, beide in meinem Arm liegend. Ich erklärte, dass die Mama ein krankes Herz hatte was keiner wusste und sie am Vortag gestorben sei, sie jetzt als Engel im Himmel ist und sie nie mehr zurückkommen wird.

Es brach in den Köpfen der Kinder die komplette Welt zusammen, beide weinten so schlimm wie man es sich nur vorstellen kann. Max lag dauerhaft in meinen Armen. Nina, die an sich eher das Mamakind war, stand mehrfach auf wollte wegrennen, entschied jedoch jedes mal nach Sekunden wieder in meine Arme zurückzukehren. Selbst ihr war mit ihren 3 Jahren bereits da klar dass nun der Papa der engste Vertraute in ihrem Leben sein würde.

Nach einiger Zeit und vielen Tränen kamen dann die ersten Fragen Zum Beispiel: "Können wir mit Mama telefonieren oder videotelefonieren?", "Hat Sie im Himmel ein Handy?", "Können wir Nachrichten versenden und empfangen?". Bei jedem "Nein, aber...!" waren die Tränen natürlich wieder da, wie soll sowas auch ein Kinderkopf verstehen? Selbst ich verstehe es heute noch nicht was da passiert ist. Ich sagte den Mäusen dass wir so ein tolles Team sind, ein so tolles Umfeld haben, uns jeder hilft und wir auf jede Frage / auf jedes Problem eine Lösung finden solange wir zusammenhalten und darüber reden. Dazu würde Mama ja auf uns herunterschauen und auf uns aufpassen.

Mein Vorschlag danach war einen kleinen Altar mit Bildern von Mama, Gebasteltem, Blumen, einer Kerze uvm. zu bauen. Die Kinder machten sich sofort daran den Vorschlag umzusetzen (immer noch für mich unglaublich dass der Vorschlag gleich angegangen worden ist). Wir stellten etwas auf die Beine was für die 15-20 Minuten echt toll aussah, beim Betrachten schossen mir wieder die Tränen in die Augen. Wir setzen uns davor beteten und sprachen zu Mama.

Danach packten wir unsere Sachen um erneut zu Oma und Opa zu fahren und  dort zu dritt zu übernachten. Wir liefen an Mamas Auto vorbei und Nina fragte ob wir das Auto der Mama nun verkaufen würden (1,5 Stunden nach dem sie vom Tod erfahren hat). Ehrlich, damit hatte ich nicht gerechnet! Ich konnte nicht wirklich eine Antwort geben, sagte nur wir müssen mal schauen wie wir es künftig dann machen. Max äußerte er würde gerne das Auto fahren wollen wenn er denn dann einen Führerschein habe (unglaublich!). Wir haben es damit bei dem Thema belassen.

Die Autofahrt war nur mit Piratenlieder vom Handy zu überstehen.

Bei Oma angelangt konnten die Kinder direkt in den Garten spielen gehen. Zum Glück waren die nichts ahnenden Nachbarskinder da, die beide unbewusst bestmöglich abgelenkt hatten. Max und Nina war jedoch die Trauer deutlich anzusehen, mir brach das die letzten Teile meines schon nahezu komplett zerstörten Herzens. 

Derweil hatte ich die Aufgabe der besten Freundin von Irinas Tod via Telefon zu berichten. Wir hatten mittags bereits kurz ohne Inhalt kommuniziert, sie solle mich doch zuhause angekommen kurz anrufen. Sie war am Boden zerstört, anhand Ihrer Atmung hatte ich wirklich die Befürchtung sie klappt jeden Moment zusammen.

Jede mal aufs Neue brach beim Gegenüber eine Welt zusammen, für mich jedes Mal aufs Neue mit. Wie grausam das alles ist, es ist mit nichts auf dieser Welt zu beschreiben!

Kurz nach dem Telefonat gab es schon für Oma, Opa, Max, Nina und mich Abendessen, keiner hatte wirklich Hunger.

Anschließend stand die gewohnte Abendroutine (Schlafanzug an, Zähne putzen, Sandmännchen schauen, Geschichte lesen, im Bett zusammen in den Schlaf kuscheln) an. Bis alles sortiert war dauerte es, keiner von uns Erwachsenen konnte wirklich klar denken. Max hatte in der Zwischenzeit nahezu stündlich auf meinem Arm gesessen und gesagt dass er traurig sei dass die Mama gestorben ist. Ich drückte ihn jedes Mal ganz doll an mich und sprach ihm gut zu, einfach war das nicht. Die Kinder schliefen zum Glück recht schnell und gut ein.

Kaum eingeschlafen rief mich eine der besten Freundinnen von Irina an, ich hatte Sie mittags im Namen von Irina über ihr Handy gebeten mich abends anzurufen. Ich sah keine andere Möglichkeit sie in einem etwas ruhigeren Moment zu erwischen, sie selbst hat 2 Kinder im Alter von Max und Nina. Die gemeinsamen Spielplatz-Dates haben sie regelrecht zusammengeschweißt. Tja, auch hier wieder gleiches Spiel - eine Welt brach zusammen!

Es war mittlerweile 22 Uhr. Mit Oma und Opa saß ich noch weitere 2 Stündchen auf dem Balkon und besprach das weitere Vorgehen der kommenden Tage und andere Themen zum Tode von Irina. Bezüglich der Kinder beschlossen wir gemeinsam künftig von Tag zu Tag zu leben und zu schauen was die Kinder brauchen. Fest stand dass die nächste Nacht Zuhause im großen Familienbett stattfinden soll. Wir alle waren vollkommen ausgelaugt und platt und schliefen bis zum nächsten Morgen.

Freitag, 19. August 2022

Wie bereits geschrieben schliefen wir in der Nacht recht gut, alle waren vollkommen platt und brauchten den Schlaf um den folgenden Tag bestehen zu können. Das größte Kompliment gilt wirklich Oma Anne, die unermüdlich und gefühlt nahezu ohne Trauer einfach nur noch funktionierte.

Das Frühstück war vorbereitet, die Brotdosen für die Mäuse entsprechend gefüllt. Ich meine sie hatten die Anziehsachen vom Todestag an, Oma Anne hatte diese abends noch gewaschen und gebügelt.

Jeder Besuch in unserer gemeinsamen Wohnung war für meinen Kopf das reine Chaos. Selbst wenn ich mit einem klaren Ziel z.B. "Anziehsachen holen" dorthin fuhr, wusste ich in der Wohnung angekommen nicht mehr was ich wollte, lief einfach planlos durch die Gegend.
Durch die Feierlichkeiten der Vorwochen und dem Alltagsstress auf unseren Arbeitsstellen blieb einiges in unserer Wohnung liegen was ich jetzt Stück für Stück aufarbeiten/wegräumen musste. 

Von der Hinfahrt zum Kindergarten weiß ich nicht mehr viel.
Ich wusste jedoch dass beide die Zeit im Kindergarten bereits am Donnerstag genossen und wir deswegen positiv über die nun folgenden Stunden gesprochen haben.

Die Mitarbeiter dort hatte ich bereits telefonisch informiert, dass die Kinder nun vom Tod Ihrer Mutter wussten. Gefühlt hatte beim Betreten jeder in der Einrichtung reichlich Respekt vor dem was da auf ihn zukommt. In Ninas Gruppe wurden T-Shirts mit Batik aufgehübscht, ob mit Absicht, um mit der Gruppe an dem Tag etwas Besonderes zu machen oder durch Zufall weiß ich nicht. Nina wohnte dem Spektakel bei, war meist aber recht anteilsnahmslos. Sie kannte niemanden in der Gruppe, war neu, die Jüngste und Ihre "Bezugs-Erzieherin" war dummerweise auch nicht da. Ich versuchte mich immer wieder mit einzubringen, bin dann z.B. auch mit ihr schaukeln gegangen, weil sie so gar keinen Draht zu dem Thema hatte. Uns folgten 3 Jungs aus der Gruppe mit denen wir dann etwas kommunizierten, ich versuchte Brücken für Nina zu bauen jedoch mit mäßigem Erfolg.

Ninas trauerndes Gesicht auf der folgenden Entdeckungstour durch den Kindergarten werde ich nicht vergessen. Jeder der sie kennt weiß welch Sonnenschein sie zu 99% der Zeit ist. Ich musste wieder mal weinen, meine Angst dass das nun ihr Gesicht für die Zukunft sei war groß. Die Rechnung hatte ich jedoch ohne ihre Lieblinge, die Pferde gemacht!

Sie fand in einer Ecke Steckenpferde - Sabrina und Kaktus, so wurden sie getauft. Sie und ich reiteten fortan, sie mit Kaktus ich mit Sabrina, durch den Kindergarten und gingen weiter gemeinsam auf Entdeckungstour. Die Laune war schlagartig eine andere! Als dann noch 2 Mädchen aus Max seiner Gruppe mit ins Spiel einstiegen und nun gemeinsame Pferderennen im Flur des Kindergartens stattfanden war die Trendwende geschafft.

In Max seiner Gruppe gab es ebenfalls eine Besonderheit. Sein Freund Robin, der eigentlich bereits seit Montag im Urlaub jedoch noch Zuhause war, stand auf einmal nur für diesen Tag vor ihm. Am Tag drauf wollten sie nach unserer Kenntnis in den Urlaub fliegen. Auch hier vermute ich (bisher) dass seine Mama vom Geschehen erfahren und ihn deswegen in die Kita gebracht hatte um Max auf andere Ideen zu bringen (wenn ja, 1000 Dank!!). Max spielte mit Robin die ganze Zeit im Sand, Nina machte vergnügt Pferderennen im Flur :-).

Die Eingewöhnung war vorbei. Nina und ich verliesen den Kindergarten und hatten unsere obligatorischen 1,5 Stunden zur freien Verfügung. Jeder der aufmerksam liest oder Nina kennt kann ahnen was nun folgt - ein Besuch im Pferdestall, unserem 2ten Zuhause!

Wieder hatten wir mehrfach Glück:

1. wurden gerade die Pferde von der Koppel in die Box zum Mittagessen geführt. Ich lies mein Auto mitten am Feldrand stehen und nahm einem Stallburschen mit Nina auf dem Arm eines der Pferde ab. Sie war stolz wie Bolle mit mir das Pferd in die Box zu führen, sie kannte natürlich den Namen (Fuchur) und wies mit zielsicher den Weg zu seiner Box.

2. Konnten wir dem Hufschmied zuschauen wie er einem Ihrer Lieblingspferde (Chito) neue Hufeisen anpasste. Ich kommentierte das mit meinem Halbwissen sitzend auf dem kargen Boden im Hof, sie saß auf meinen Oberschenkeln.

3. Jule kam gerade wieder vom Ausritt und nahm sich erneut Zeit für Nina (wieder DANKE, DANKE, DANKE!).

Helm an, rauf aufs Pferd und ab in die Reithalle. Jule machte mit Ihr 20-25 Minuten Reitunterricht und Nina schien erneut das glücklichste Kind der Welt zu sein. Sie lachte von ganzem Herzen und war so stolz! Ich saß wieder hinter der Bande und weinte vor Trauer um Irina in Verbindung mit der Situation.

Wirklich kurz vor knapp kamen wir dann vom Stall los um Max abzuholen. Ich war immer noch total aufgekratzt und musste auf dem Weg zurück zum Auto (am Feldrand stehend) erneut anfangen zu weinen. Nina mit ihren ca. 100cm Größe klammerte sich an mein Bein und drückte mich ganz fest - sie wollte mich trösten. Ich nahm sie auf den Arm und sie umschlang meinen Hals und drückte mich noch fester.

Ich war ganz stolz auf unsere Maus, konnte mich wieder fangen.

Am Kindergarten sammelten wir Max ein, alle stiegen wie gewohnt ins Auto, sogar den üblichen Ärger um die Gummibärchen gab es.

Das Mittagessen hatte erneut Irmi vorbereitet, der Erfolg damit bei den Kindern war eher mäßig, es gab Reibekuchen mit Apfelmus (ich behaupte beide dachten es gäbe Pfannkuchen, was dann den Appetit etwas dämpfte). Im Anschluss spielten beide noch bei Irmi in der Wohnung, dank Enkelin Liana waren dort genügend Pferde und Legobausätze vorhanden.

Gegen 14.00 Uhr sollte Oma Gaby uns das erste Mal nach den Geschehnissen besuchen kommen, ein Besuch auf dem Spielplatz war ausgemacht. Max beschloss noch mit seinem Patenonkel Olli, Irmis Sohn, bei ihr zu bleiben.

Nina, Oma Gaby und ich gingen nach oben. Nina schaute Ihre Sendung und Oma G. als auch ich verbrachten die Zeit mit gemeinsamer Trauer. Ich erzählte Ihr vom Tag des Todes, meinen Sorgen und Wünschen rund um die Zukunft der Kinder. Wie jeder in unserem Umfeld war sie am Boden zerstört, Irina die Traumschwiegertochter schlechthin und dann sowas - einfach unglaublich!

Pünktlich zum Schluss der Sendung stand Max vor der Tür, wir zogen direkt zum Spielplatz los, Nina mit Oma Gaby im Auto und ich mit Max auf den Rädern.

Wir verbrachten dort einige Zeit bis Oma G. und Nina beschlossen das Gartengrundstück eines befreundeten Ehepaares gießen zu fahren, Max und ich sollten zu zweit bleiben. Sie schlief auf der Hinfahrt ein, war vom Tag doch sehr mitgenommen. Oma G. konnte Nina glücklicherweise wieder wecken, es konnte wie geplant gegossen werden.

Max wollte ich derweil dazu bewegen ebenfalls etwas "Aktives" zu tun, ihn vllt. auch auf ein Pferd zu setzen. Er ist zwar nicht so verrückt nach Pferden wie seine Schwester, hat aber trotzdem Spaß daran. Alle Versuche scheiterten, keine Chance!! Er wolle, wie bereits vor dem Spielplatz, mit mir "Lego bauen". Ich konnte ihm den Wunsch nicht abschlagen.

Wir spielten gemeinsam Lego, an sich aber nur nebeneinader her! Er war so in seiner Welt gefangen, ich konnte ihn kaum abholen teilweise nur mit mehrfachem Ansprechen. Ich entschloss mich dazu ein bisschen aufmunternde Kindermusik anzuschalten ("Eule findet den Beat") und parallel dazu weiter das Chaos um ihn rum zu beseitigen und immer mal wieder bei ihm einzusteigen.

Bei Nina war ich mit meinen Gedanken "über dem Berg", Max jedoch bereitete mir echt sorgen. Er ist vom Wesen sehr ruhig und zieht sich gerne zurück, das war aber eine neue Stufe!

Es verging etwas Zeit bis Oma Gaby Nina wiederbrachte, nahezu parallel kam Oma Anne wieder bei uns an. Ziel des Tage war mit den Mäusen daheim zu schlafen, Oma Anne sollte beim Abendprogramm helfen.

Mit ihr hatte ich mittags telefoniert um ihr eine kleine Bestellung an Lebensmitteln zu übermitteln, ich hatte es einfach nicht geschafft (sowohl physich als auch psyisch).

Sie hatte nur Gurken aus dem Garten, ein paar Karotten und Brot dabei (ich vermute alles von daheim, ihr schien es wie mir gegangen zu sein). Trotzdem machten wir ein schönes Abendessen, duschten die Mäuse und zogen die Abendroutinen durch.

Es war wieder nicht einfach alle ins Bett und dann zum Schlafen zu bewegen aber irgendwie hatten wir es geschafft.

Oma Anne und ich redeten gemeinsam noch ca. eine Stunde und gingen dann unserer Wege (ich direkt ins Bett zu den Mäusen, Oma Anne nach Hause in Ihr Bett). Ausgemacht war, dass sie am nächsten Morgen wieder da ist.

Die andauernde Trauer wirkte auf mich wie ein Marathon, man war den ganzen Tag so unter Spannung dass man am Abend und auch teilweise zwischendurch einfach nur platt war.

Der folgende Samstag sollte dann wieder vollgepackt mit u.a. familiären Programmpunkten sein und weitere Überraschungen parat halten.

Samstag, 20. August 2022

Die erste Nacht daheim war geschafft!

Wieder konnten alle Beteiligten gut schlafen.

Nach Max (rechts liegend) erwachte ich (links liegend), Nina schlief zwischen uns noch tief und fest. 

Die Männer des Hauses sollten gleich zu Beginn des Tages den vollen Zorn der künftig einzigen Frau im Hause verspüren. Max und ich "kuschelten" quasi über sie hinweg, sie erwachte und forderte vehement, nach Max tretend, Ihren Raum. Weil ich es unterband stand Nina wütend auf, ging ins Wohnzimmer und setzte sich zornig schläfrig auf die Couch.

Es verging etwas Zeit bis Max und ich ebenfalls ins Wohnzimmer gingen, jedes Wort zu Nina ja jeder Blick ließ sie wieder zornig werden. Aus einer früheren Situation heraus wusste ich, dass sie in diesem Zustand nur mit Essen einzufangen ist und siehe da ich hatte Erfolg. Einige Reiswaffeln mit Himbeersirup machten aus dem kleinen Zombie wieder einen Menschen

Es dauerte nicht lange und Oma Anne stand wie besprochen vor der Tür und wir machten ein gemeinsames (überschaubares) Frühstück um danach die Kinder bereit für den Tag (anziehen, Zähne putzen, ...) zu machen.

Wir hatten einige To-Dos auf unserer Tagesliste u.a. einkaufen, so dass wir gleich mit Oma Anne das Haus verlassen wollten.

Kaum unten angekommen erlebten wir den ersten Breakdown von Max aus mir nicht mehr bekanntem Grund. Trotz Frühstück meinte er jetzt !ganz dollen! Hunger zu haben, er bräuchte JETZT etwas zu essen. Da weder vorbereitet noch gefühlt tatsächlich nötig tat ich das Thema ab, Max weinte und war im Auto sitzend nicht mehr einzufangen, weder von Oma Anne noch von mir.
Wir fuhren trotzdem los mussten aber kurz warten bis das Garagentor komplett geöffnet war.
Dort stehend fielen mir (zum Glück!) sechs alte staubige Mini-Brezeln inkl. 2 kleinerer Becher in der Fahrertür meines Autos ins Auge. Jeder Becher erhielt kurzerhand 3 Mini-Brezeln, jedes Kind einen Becher und von jetzt auf gleich war auf einmal Ruhe auf den hinteren Rängen.

Wir machten eine große Runde von DM-Drogerie über Lidl bis hin zum Rewe. Die Laune war gut, überall durften sie sich etwas aussuchen / war etwas für beide Kinder dabei.

Natürlich trafen mich die ersten Beileidsbekundungen, man kennt sich halt in unserem kleinen Ort.

Wieder zuhause angekommen, mit Mangochips, Leberkäsbrötchen und Saftschorle gestärkt, ging es in die kurze Erholungsphase mit PawPatrol und Dinozug.

Ziel am Nachmittag war Oma Annes Pool mit Umweg über Oma Gaby (Abgabe von Bügelwäsche) und der Garten meiner Schwester. Sie und ihre kleine Familie hatte ich seit dem Tod von Irina noch nicht gesehen, lag der Fokus bisher doch zu 100% auf den Kindern. Max und Nina wollten um jeden Preis direkt zu Oma Anne, es gab im Auto wildeste Diskussionen, ich setzte mich aber durch. 

Stopp Oma Gaby war nach 2 Minuten abgehandelt, sie war nicht daheim, ich stelle alles einfach vor die Haustüre.

Stopp Garten sollte etwas dauern, meine Schwester war noch nicht einmal vor Ort. Wie es Gott so wollte stand direkt gegenüber des Gartens auf einer kleinen Koppel das Pferd Marco, ein in die Jahre gekommener Fuchs (muss man als Papa einer pferdeverrückten Tochter einfach wissen), er wartete regelrecht auf uns. Er war schon öfter Anlaufpunkt, man kennt sich.

Vor mir hat er Angst, Max und Nina jedoch peilt er immer zielstrebig an. Sie fütterten ihn mit Wiese vom Wegrand gegenüber.

Ich nutzte die Zeit meinen Vater anzurufen, der bisher nichts vom Tod seiner Schwiegertochter wusste. Er war die ganze Woche allein daheim, seine Frau unsere "Oma Petra" war auf Kreuzfahrt mit Enkelchen Jonas und kam an dem Tag erst nach Hause. Ebenso war mein Bruder zu Besuch, alles war vorab abgestimmt. Auch hier wieder tiefste Trauer und vollkommenes Unverständnis zum Geschehen am anderen Ende der Leitung. Ich konnte das Gespräch nicht arg in die Länge ziehen, waren doch die Kinder auch in Sichtweite. 

Da er am nächsten Tag Geburtstag hatte war klar, dass war in absehbarer Zeit wieder telefonieren würden.

Meine Schwester kam endlich mit Frau Katja und Kind Anna (wie Nina 3 Jahre alt). Die Kinder liefen zielstrebig zur "Matschküche" und waren beschäftigt, konnten unbeschwert Kind sein. Wir Erwachsenen lagen uns erstmal in den Armen, Tränen flossen. Ein langer Austausch vieler Details, Erfahrungen die teilweise zu übertragen war fand statt. Nach ca. 30-40 Minuten tauchte dann noch Oma Gaby auf Ihrem Balkon in Sichtweite auf und fragte nach Eis für die ganze Belegschaft. Die Stimmung aller Beteiligten stieg entsprechend weiter deutlich.

Für den weiteren Verlauf war die Geburtstagsfeier von "Opa Klaus" (meinem Stiefpapa) in einem Sportrestaurant in unserem Ort geplant. Wir alle, bis auf Oma Gaby (beide sind mittlerweile wieder geschieden) sollten uns dort um 17 Uhr treffen.

Es war bereits ca. 15 Uhr und wir wollten noch weiter zum Pool von Oma Anne. Die Kinder waren wie beschrieben bester Laune, nach dem Vortag war das natürlich mehr als Balsam für die Seele! Meine Schwester fragte ob einer der beiden im Garten bleiben wollen würde. Womit ich nie gerechnet hätte, Max sagte ja! Ich freute mich dass er in einer solchen Zeit von mir, Nina und auch Oma Anne loslassen konnte, waren wir die letzten Tage doch seine engsten "Verbündeten". Auch auf Nachfrage blieb er bei seiner Meinung, wir würden uns in kaum 2 Stunden ja wiedersehen.

So tingelte ich mit Nina weiter zu Oma Anne.

Auf dem Weg zur Oma hatte Nina einen kleinen Breakdown, sie wolle nicht zum Geburtstag. Einzig wenn Oma Gaby kommen würde wäre es eine Option. Man muss dazu wissen Oma Gaby und Opa Klaus verstehen sich, laden sich aber nicht zum Geburtstag ein! 

Gut, was mache ich für meine Tochter nach Ankunft in Messenhausen? Opa Klaus anrufen und fragen ob die Oma kommen darf. Gesagt getan! Mit Klaus hatte ich noch nicht gesprochen, entsprechend sprach er mir gleich zu Beginn des Telefonates sein Beileid aus. Ich erklärte ihm die Situation und fragte, ob es ok sei wenn Oma G. mitkommen würde. Er willigte ein, alles andere hätte mich auch gewundert. Anschließend rief ich Oma G. an und teilte ihr den Wunsch der Enkelin mit. Sie freute sich und willigte sofort ein mit am Essen teilzunehmen.

Endlich konnte ich das Auto verlassen und nach hinten in den Garten. Oma Anne beschäftigte sich bereits seit Ankunft mit Nina, sie spielten zusammen und hatten Spaß.

Am Zaun stand der Nachbar (Papa der beiden Nachbarskinder) und drückte mir sein Beileid aus.

Mir tat das Gespräch (wie jedes der Gespräche über den Tod DER Person in meinem Leben) wirklich gut. Die Mischung aus Teilen der Trauer, als auch das Gespräch zu einigen anderen Themen (Arbeit, Zukunft, ...) war das was ich in dem Moment gebraucht hatte.

Wir waren so beschäftigt dass Nina und ich fast den Abfahrzeitpunkt verpassten, nur Oma Anne erinnerte uns.

Wir fuhren wieder Richtung Heimat, hin zum Restaurant.

Dort angekommen war ein weiterer Teil meiner Familie (den ich bisher noch nicht gesehen hatte) bereits vor Ort. Alle fielen mir nacheinander in die Arme, weinten und sprachen ihr Beileid aus. Eine Geburtstagsfeier erwartet man in 99% der Fälle natürlich anders!

Wir haben wunderbar gegessen, es war schön Teil der Gemeinschaft zu sein. Nur einmal hatte Max einen kleineren Breakdown, seine kleinere Schwester hatte ihm aus der Hand heraus seine Gummibärchen gegessen. Sie ist in solchen Momenten wie ein ausgehungerter Löwe der komplett ferngesteuert reagiert und Kräfte an den Tag legen kann wie man es nicht erwartet! Und Max? Der ist eher der Genießer der in solchen Momenten kaum reagieren und danach seine Wut kaum kanalisieren kann. Ein Tränenausbruch ist das Ergebnis, welches ich mit viel Geduld und Umarmungen dann immer versuche wieder abzufedern (umgekehrt wenn Nina das braucht natürlich auch).

Die Kinder hatten dort eine schöne Zeit!

Erst wurde am Maltisch gemalt, dann haben wir fangen auf dem großen angrenzenden Fußballplatz gespielt, die Kinder machten auf dem Rasenteppich Purzelbäume. Sie konnten erneut Kind sein und das schien der Weg zu sein damit umzugehen zu können.

Nach dem Essen fuhren wir nach Hause und versuchten erstmals sämtliche Routinen alleine abzuwickeln, Oma Anne riefen wir erst im Bett liegend als allerletzten Punkt an. Alle waren geschafft, die Kinder schliefen schnell ein. Mir kam beim Einschlafen der Kinder die Idee zum Blog, die ich keine 30 Minuten später am Laptop umsetzte und mir die Domäne sicherte.

Nach den ersten "Handgriffen" zum Projekt und den ersten Zeilen ging ich gegen 0.30 Uhr komplett geschafft aber voller Tatendrang ins Bett.

Sonntag, 21. August 2022

Wir schafften es wieder bis zum Klingel des Weckers um 7.30 Uhr zu schlafen. 

Wir frühstückten gemeinsam, die Kinder spielten anschließend zusammen, ich sortierte Wäsche und räumte ein bisschen auf.

Vor dem Weg nach unten zur Waschmaschine fragte ich anstandshalber, ob jemand mitkommen mag, beide Kinder wollten mit und helfen (verwunderlich).

Unten angekommen stopfte Nina unter meiner Aufsicht die Wäsche in die Waschmaschine.
Max tigerte im Vorraum etwas herum, dort hatte Irina einen kleinen Schrank mit Ihren (und Ninas) Reitsachen, es lagen noch allerhand Reitsachen davor u.a. standen da auch Ihre Reitstiefel.

Nina sprang beim Anblick der Reitstiefel direkt auf das Thema Reiten in Verbindung mit Mama. Es folgten die üblichen Fragen: "Was passiert mit Mamas Reitstiefeln?", "Verkaufen wir die jetzt?", "Kann Sie diese anziehen wenn sie erwachsen ist?" usw.

Ich nahm mir wieder ein Herz, setzte mich auf den Boden und suchte das Gespräch mit beiden. Nina war der Meinung die Stiefel wenn sie groß sei tragen zu können, ich gab zu bedacht dass Reitstiefel doch einem Alterungsprozess unterliegen und an sich auch individuell ausgesucht werden müssen, es schon sein kann dass ihr diese nicht passen würden.

Sie akzeptierte diese Aussage, sah sich nun aber gezwungen den Schrank zu öffnen und Ihre Utensilien wie Gerte, Reitstiefel, Reithelm und ein weiteres unbenutztes Paar Reiterschuhe aus diesem heraus zu ziehen. Es war schon fast lustig, das kleine Mädchen stand im kurzen Flamingo-Schlafanzug mit Helm, Reitgerte und den riesig wirkenden Reitstiefeln, die ihr über die Knie gingen vor uns.

Die unbenutzten Reitschuhe passten Max nahezu wie angegossen, warum ist mir bisher ein Rätsel, ich und auch die Kinder wusste nicht dass diese existieren. Jedenfalls kamen wir zu dem Schluss dass wir vielleicht künftig doch regelmäßig zu einer Art Reitunterricht o.ä. kommen sollten. Wir gingen wieder nach oben, die Kinder spielten weiter, ich räumte weiter auf.

Ausnahmsweise hatten wir kurzerhand Irmi zum Grießbrei-Mittagessen eingeladen, Sie half jedoch  mit Apfelmus aus, unsere Vorräte zeigten mittlerweile doch immer mal wieder Lücken, bisher waren Einkäufe immer eher spontan als mit Plan. Nach der alltäglichen "Mittagspause" ging es wieder Richtung Pool nach Messenhausen.

Dort angekommen waren gerade die komplette Nachbarsfamilie inkl. der Kinder am Aufräumen der Garage. Die beiden Mädels (6 und 9 Jahre) waren mittlerweile vom Tod Irinas informiert, sie sagten aber nichts, im Laufe des Spielens war es dann aber auch egal.

Es dauerte keine 5 Minuten waren die Kinder in des Nachbars Garten verschwunden stehen doch dort, wer ahnt es, zwei Holzpferde mit Sattel, Decken, Gerten und allem was dazu gehört.
Nina kann einfach nicht an Pferden, egal aus welchem Material sie sind, vorbei. Sie preschte einfach nach vorne!

Herr R. (Nachbar) kam im Verlauf des Nachmittages ständig mit anderen Spielzeug-Errungenschaften der letzten Jahre (gefunden in der Garage) und präsentierte diese den Kindern, die Kinder hatten mit allem davon einfach nur Spaß und sausten wie wild durch die Gegend.

Ich bin der Familie R. wirklich unglaublich dankbar denn das was am Freitagmorgen noch so undenkbar schien wurde dort nach meiner Meinung endgültig aus der Welt geräumt!

Gemeinsam zauberte Oma Anne und Opa Winfried uns ein Abendessen mit Nudelsuppe und Cervelatwurst (Max seine neue Lieblingswurst), eigentlich wollte man seitens der Kinder den Spielenachmittag aber gar nicht enden lassen.

Nach dem Essen ging es zielstrebig nach Hause.
Umziehen, Zähne putzen, Sandmännchen schauen, im Bett Buch lesen, Oma Anne anrufen und schlafen.

Meine abendliche Routine sollte nun fortan darin bestehen Texte zu schreiben, was an sich so gar nicht in meiner Natur liegt. Aber es tut gut, auch wenn ich öfter dabei weinen musste

Montag, 22. August 2022

Wir hatten mittlerweile die Routinen auf uns optimiert, das war gut und wichtig!

Der Wecker klingelte um 7:30 Uhr. Bis alle Aufgaben erledigt, der Kindergarten informiert, Papa geduscht und die Kinder (mit dem Fahrrad) abfahrbereit waren vergingen ganz locker zwei Stunden. Die Kinder sollen eigentlich bis 9:30 Uhr im Kindergarten sein, dass war schon vor dem Tod Irinas nicht unsere Stärke. Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte bei mir klappte es zu 85%, bei Irina max. zu 50%.

Egal! Noch hatten wir "Sonderstatus" da wollte ich mir darüber keine Gedanken machen!

Ein großes Lob an dieser Stelle an alle Personen im Kindergarten. Es war so schön wie sich alle um Nina und Max kümmerten und dazu noch bei mir Seelsorger spielten und zuhörten bzw wir uns zum Tod meiner Frau, dem Verhalten der Kinder und dem weiteren Vorgehen der Eingewöhnung austauschten.

Montags besuchte Max seine Gruppe standardmäßig den Turnraum, das konnte Nina (noch mit Freifahrtsschein) sich natürlich nicht nehmen lassen. Sie kletterte, raste, tanzte und drehte sich vollkommen befreit durch den Turnraum

Ihre Erzieherin, die leider am Freitag zuvor frei hatte, konnte sich ihr auch wieder voll widmen, sodass Nina voll umsorgt "ankommen" konnte. Ich zog mich komplett raus, sie kam lediglich zweimal kurz zu mir um zu schauen ob ich noch da war. Für den Folgetag vereinbarten die Erzieherin und ich dass ich den Kindergarten verlassen, Nina alleine bleiben könne.

Max war mit den Jungs seiner Gruppe zugange und schien glücklich. Sie feierten Geburtstag eines anderen Kindes mit Kuchen, Gesang und allem was dazu gehört.

Mein Gefühl mit beiden war nun deutlich besser als noch am Freitagmorgen.

Nina und ich verließen den Kindergarten gegen 11 Uhr. Wir verabschiedeten uns von Max, der total im Kuchen-Geburtstags-Himmel war und uns trotz wildestem Winkens kaum bemerkte. Ihn wollten wir wie immer zwischen 12.00-12.30 Uhr abholen.

Wer aufmerksam liest kann sich vorstellen was nun kommt, ein kurzer Besuch im Pferdestall. Ich hatte Nina vorgewarnt dass wir nur kurz dort sind und keine Zeit zum Reiten haben. Falsch gedacht! Jule kam gerade mit Unicorn, dem jüngsten Ihrer Pferde, vom Reitplatz und sprach Nina direkt an ob sie Lust auf eine Runde Schrittreiten hätte. Natürlich konnte ich nicht ablehnen, Nina hätte wahrscheinlich den Rest des Tages nicht mit mir gesprochen.

Mit stolzer Brust liefen wir zusammen los und drehten 2-3 Runden vor der Reithalle. Nina zeigte Jule wie toll freihändig sie reiten kann, Jule fragte Fachbegriffe zu den Arten der Pferde ab. Wieder im Hof angekommen wurden dann gemeinsam Gamaschen und Hufglocken entfernt, immer turnte das kleine 3jährige Mädchen freudestrahlend zwischen dem großen Pferd hin und her. Jule bewachte und korrigierte bzw. gab Hilfestellung.

Die Zeit verging wie im Flug, wir waren ziemlich spät dran. Glücklicherweise hatten wir ihr Fahrrad mittlerweile gegen den Fahrradanhänger getauscht, nach dem Turnen im Kindergarten kamen wir nur mit großer Mühe überhaupt wieder "den Berg hoch" nach Hause, es fehlte Nina an Kraft.
Wir fuhren zügig zum Kindergarten und sammelten Max ein.

Irmi hatte uns bereits morgens im Treppenhaus zum Mittagessen eingeladen. Sie hatte mittlerweile auch den Blog gelesen und erfahren warum der Reibekuchen bei den Kindern wenig erfolgreich war. Es sollte nun "richtige" Pfannkuchen mit Kirschen geben. Parallel dazu bereitete sie noch Bratwürste und gebratenes Kartoffelpüree vom Vortag

Nina und Max essen gerne Pfannkuchen und auch Bratwürste, also gab es kurzentschlossen Pfannkuchen mit Bratwürsten, wie man das halt so isst :-). 
Irmi war in Zeitnot, sie hatten einen Friseurtermin, wir gingen also zeitnah nach dem Essen nach oben. Kaum oben angekommen ging unten die Tür und ein Hecheln war wahrzunehmen. Olli und sein Hund Spike kamen gerade vom Stall und wollte bei Irmi Reste abstauben. Nina und Max hielt nichts zurück, sie rannten wieder runter und begrüßten primär Spike aber auch Olli.

Für den nächsten Tag vereinbarten wir einen Termin auf dem Acker, Olli verteilte gerade Pferdemist auf den Feldern. Sowohl Max als auch Nina könnten gerne einmal mitfahren! Wir alle drei fanden den Vorschlag klasse und verblieben so.

Um 16.45 Uhr sollte das Turnen bei der HSV bei Carola stattfinden. Für Nina als auch Max war das immer ein Highlight in der Woche.

Wir verließen das Treppenhaus in Richtung Auto plötzlich stand Rosi, unsere Nachbarin vor uns. Sie saß bereits am Abend des Todestages mit im Garten und trauerte seitdem sichtbar in schwarz gekleidet Tag für Tag mit uns.

Nina und Max mochten sie sehr, hatten sie sie bereits so erzogen dass man auf Zuruf Kekse von ihr erhalten konnte :-). Als Katzenmama von Kiti stand sie bei Nina natürlich ganz hoch im Kurs, ebenso bei Max. Jedenfalls sollten wir von ihr Zuwachs für unsere kleine Familie erhalten. Zwei wunderschöne Stoffkuscheltiere! Für Max das Krokodil "Max" und für Nina das Plüschpferd "Tiny Klein" sollten künftig unsere Schlafpartner im großen Bett sein. Die Namen wurden direkt im Anschluss an die Übergabe, auf dem Weg zur HSV von beiden Kindern selbst festgelegt werden.

Im Turnraum angekommen umarmte Carola mich zur Begrüßung und sprach mir ihr Beileid aus, sie schien es bereits irgendwo aufgeschnappt zu haben, Nina und Max waren währenddessen schon voll im Wahn. Mit Mühe und Not konnten wir noch die Turnschläppchen anziehen dann ging es auch schon los.

Beide waren wirklich übermotiviert, sind teilweise total über sich hinausgewachsen, ich musste sie immer wieder bremsen. Warum genau ist mir bis heute unklar!
Eines wurde mir im Verlauf der Stunde aber klar. Würde ich mit beiden nach Hause fahren und dann dort vor dem Schlafengehen noch Abendbrot machen, wäre die Gefahr hoch dass die Stimmung kippt. Ich entschloss kurzerhand mit den Kids im Restaurant noch eine Kleinigkeit zu essen. Ich denke es war die richtige Entscheidung auch wenn Nina sich mal wieder nicht zurückhalten konnte und den Hund des Besitzers bespaßen musste. Der Staffordshire (absolut lieber Kerl!) wollte mitspielen und drängte sie etwas nach hinten so dass sie in seinem vollen Wassernapf landete. Die Fahrt nach Hause musste sie dann nackig antreten, was sie nicht weiter störte (sie wollte sich bereits im Restaurant entkleiden).

Zuhause angekommen wählte ich wieder die kompakte/schnelle Abendroutine die sich wirklich auch weiterhin bewährte. Kein Geschrei, kein Gebrüll, wenn dann nur darüber wer oder was derjenige beim Sandmännchen aussucht. Max hatte derweil schon immer mal wieder leicht gehustet, ich hoffte der Kelch geht an uns vorbei...

Alle schliefen gut und selig ein!

Dienstag, 23. August 2022

Wach wurde ich etwa gegen 7.00 Uhr.

Ich schaute zuerst zu Nina, sie war nicht mehr im Bett, die Tür des Schlafzimmers stand auf. Dann schaute ich zu Max der noch eingemummelt und nassgeschwitzt unter seiner Bettdecke vergraben lag und noch schlief. Ich stand auf, um nach Nina zu schauen! Nina saß im Wohnzimmer auf der Couch mit Schnuller im Mund und starrte verschlafen Löcher in die Luft, sie konnte dort noch nicht lange gesessen haben. 

Ich setzte mich zu Ihre und nahm sie in den Arm, knuddelte sie ganz fest und fragte ob alles ok sei.

Ihre Antwort war kurz, knapp, bestimmend, aber freundlich: Sie habe Hunger und wolle "Krümmels"! Bei Nina war man bis dato nach dem Aufwachen immer froh wenn sie nicht um sich tritt, das hatten wir ja schon gelernt.

Ich machte ihr ihre "Krümmels" (Crunch-Müsli mit Cocos, trocken ohne Milch!).
Kaum fertig und mit einer Saftschorle auf dem Tisch saß sie schon da und knusperte los.

Max wurde wach! Er bellte wie ein kleiner Hund, der Husten hatte spürbar durchgeschlagen, an Kindergarten war nicht zu denken. Mir kam Oma Gaby als auch Irmi als Betreuung für ihn in den Sinn. Er könnte theoretisch sogar alleine daheim bleiben, mit Tür oben und unten bei Irmi auf wäre das eine Option, mit Max könnte man das machen. Meine Mutter hatte ich als Alternative angedacht. Ich schriebe beiden eine WhatsApp-Nachricht.

Max bekam Hustensaft, ein Hustenbonbon und einen Fenchel-Tee mit Honig. Zusätzlich cremte ich oberen Rücken und Brust mit Erkältungssalbe ein, er bekam ein Schal um den Hals. So musste es erstmal gehen! Seine Laune war trotz Krankheit gut, er setzte sich hin und spielte wie häufig morgens Lego.

Oma Gaby sagte gerade zu, stand Irmi in der Tür und bot sich an. Kurzerhand entschließ ich mich der Einfachheit halber für Irmi. Wir machten Frühstück, zogen uns an und bewegten uns Richtung Kindergarten, Max nur eine Etage nach unten zu Irmi. Positiv erwähnen muss ich, dass beide Mäuse mittlerweile morgens im Wettbewerb standen wer sich am schnellsten um- bzw anzieht. Max zog den kürzeren da Nina nur ins Kleidchen und die "Unterpony" (Unterhose mit Pferden darauf) hüpfen musste und dann fertig war. Verlierer sein ist in so einem Alter immer doof, Max musste kurzzeitig weinen. Wir arbeiteten bereits stark daran dass auch 2te Gewinner cool sind bzw. es manchmal einfach gar nicht ums gewinnen geht - klappte bisher allerdings nur so mäßig.

Ich zog mit Nina Richtung Kindergarten, Max bog bei Irmi ein und schien auch glücklich etwas Zeit für sich zu haben.

Im Kindergarten war dann für die blaue Gruppe "Turnraum-Tag", genau Ninas Welt. Keiner der Erzieher konnte wieder verstehen was das Kind da trieb. Sie sauste glücklich durch den Raum, kletterte überall hoch, rutschte oder sprang wieder herunter, hing Hullahoopreifen an die Kletterwand, reitete auf Hüpfpferden, schlug Purzelbäume usw.

Ich murmelte vor mich hin dass kein Mensch der Welt glauben würde dass dieses Mädchen vor nicht einmal einer Woche seine Mutter verloren hat. Zwei Erzieher die das mitbekamen schauten mich nur an und nickten freudestrahlend. Ich zog mich immer wieder zurück, Nina sollte ihr Ding machen und das machte sie auch. Zweimal hatte sie nach mir gesucht, tigerte aber gleich weiter wenn Sie mich gefunden hatte. Die Erzieherin kam zu mir und sagte ich könne ruhig probieren zu gehen und sie dann um 12 Uhr abholen. Gesagt getan, ich verabschiedete mich von ihr bis später - alles kein Problem für sie.

Zuhause angekommen erledigte ich 2-3 Kleinigkeiten musste dann aber schon wieder los Nina abholen, es funktionierte alles ohne Probleme.

Nach dem Mittagessen und der Ruhepause war dann das ausgegebene Ziel das Angebot des Vortages: Pferdemist mit Olli ausfahren!

Wir fuhren kaum aus Götzenhain raus sahen wir schon Olli auf dem Feld mit Traktor und Miststreuer, wie er gerade vom Stallburschen mit Minilader beladen wurde. Max stieg in den großen Traktor mit seinem Strohhut ein und saß auf dem Beifahrersitz sichtbar stolz. Er war nun beschäftigt, wir fuhren zum Stall. Wieder war Jule da, gerade fertig mit Reiten. Nina durfte auf Unicorn sitzend (dem Drittpferd von Jule) auf der Straße geführt 2-3x auf und ab laufen und anschließend Gamaschen und Hupfglocken entfernen, zusätzlich noch den Sattelriemen bürsten. 

Nina berichtete Jule ganz stolz dass ihr künftiges Pony Peter heißen würde, es grün sein soll und in die freie Box hinten rechts beim Solarium einziehen müsste, Jule war begeistert von der blühenden Fantasie.

Wir fuhren wieder zum Acker zurück, jetzt sollte Nina mitfahren. Max und ich holten derweil Olli und dem Stallburschen Janosch etwas zu trinken aus der Reiterstube, fuhren also wieder zum Stall und zurück zum Feld. Wir sammelten Nina ein, übergaben die Getränke und fuhren Blumen für Mamas Altar und die Omas (inkl. Irmi) holen. Wir suchten im "Gartenmarkt" Blumen aus, schauten dort Nager und Fische an und kauften für jeden ein Eis. Auf dem Heimweg musste ich dreimal rechts ranfahren. Nina war der Meinung das Smarties Eis ganz weit aus der Packung zu schieben, zweimal ging das gerade noch gut, beim dritten Mal war das Eis dann einmal komplett über Nina und die Rücksitzbank verteilt. Ich musste mit ihr schimpfen, beseitigte aber im nächsten Moment die Sauerrei und tröstete sie wieder.

Geplant war an dem Tag ein Abendessen mir Irmi bei uns, was dann aber kurzfristig von ihr gecancelt wurde, sie hatte noch etwas vor. Wir hatten dann kurzerhand beschlossen allein zu Abend zu essen. Nach dem Essen ging es dann Richtung Bett mit allem Drum und Dran.

Ich schrieb bis 0.49 Uhr dann stand plötzlich Nina bestgelaunt vor mir und wollte Prinzessinnen LillyFee-Tee trinken. Wir kochten Ihr ein Tee, lasen ein kleines Buch und gingen dann mit Tee in der Hand wieder ins Bett.

Mittwoch, 24. August 2022

Genau eine Woche war nun unser aller größter Schicksalsschlag her. Nach dem großen Tief am Anfang gab es aktuell die Entwicklung nur eine Richtung - immer weiter bergauf!

Geplant war für den Mittwoch dass Oma Gaby mit in den Kindergarten sollte. Durch die weiter bestehende Krankheit von Max mussten wir aber kurzfristig umplanen. Oma Gaby kam zu uns nach Hause und kümmerte sich um Max, ich ging alleine mit Nina in den Kindergarten. Wir besprachen das Thema vorab im "Familienrat" es gab keine Einwände.

Allgemein war sowohl Oma Anne als auch mir aufgefallen, dass die Kinder deutlich verständnisvoller geworden waren und auch die Menge und Intensität der Breakdowns deutlich nachgelassen hatte. Kinder sind so feinfühlig und kompromissbereit, wenn es drauf ankommt

Den Kindegarten verlies ich nach max. einer Stunde. 

Ich verabschiedete mich von Nina, sie sollte nun den Rest des Vormittages allein ohne Papa oder Oma sein. Sie glänzte wieder, ohne auch nur eine Miene zu verziehen!

Zuhause angekommen hatte Oma Gaby ein wenig in der Wohnung gewerkelt, Blumen gegossen, Küche geputzt und Müll sortiert, Max spielte vergnügt. Oma Gaby verabschiedete sich nach kurzer Zeit wieder.

Es sollte der erste Tag kommen in der die Welt vertauscht wirken sollte. Max und ich holten Nina zusammen vom Kindergarten ab, sonst war es doch immer umgekehrt. Dort angekommen konnte man Max ansehen wie gerne er auch dort gewesen wäre, seine Vernunft  siegte aber wieder, es war ok dass er daheim geblieben war

Nach Mittagessen und Entspannungsprogramm wollten wir dann nach Messenhausen zu Oma Anne, es kam zu einem Moment, den man so kaum glauben konnte. Max sagte beim Ausfahren aus der Garage: "Du Papa, wir machen das zu dritt schon ganz schön gut!" Man rechnet nicht im Ansatz mit solch einem Satz, trotzdem macht es einen natürlich unglaublich stolz. Das Rumpeln des kleinen Granitfelsen, der mir vom Herz geplumpst war, hörte man wahrscheinlich noch weit im Umkreis.

In Messenhausen konnten die beiden dann wieder voll Kind sein, spielten im Wechsel im Sandkasten und oben bei Oma. Auf Grund des Hustens sollte der Pool heute Tabu sein.

Mich rief kurz nach Ankunft die Kripo an, die Untersuchungen seien nun abgeschlossen alles weitere könnte nun angegangen werden. Das an uns vorab übermittelte Ergebnis befriedigte weder mich noch Oma Anne, ganz im Gegenteil lies sogar noch Fragen offen.

Nach dem Abendessen ging es wieder heim und erneut zielstrebig ins Bett. Die ganzen Abläufe waren mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen.

Donnerstag, 25. August 2022

Nina wachte wieder bestgelaunt gegen 3 Uhr in der Nacht auf mit der Idee mit Papa den Mond anschauen zu wollen. Einerseits schon lustig wenn man Kopf an Kopf liegend mit den Worten "Papa? Wollen wir Mond schauen?" aus dem Tiefschlaf gerissen wird, andererseits natürlich auf Dauer auch kräftezehrend. Für so eine kleine Maus macht man aber doch fast alles, wir standen auf und schauten aus jedem Fenster unserer Dachgeschoßwohnung. Wir sahen Sterne ohne Ende, der Mond war aber nicht zu finden, hatte sich hinter irgendeinem Haus versteckt. Nina reichte es zum Glück, wir legten uns wieder ins Bett und schliefen seelenruhig bis zum nächsten Morgen.

Max war bereits kurz nach 7.00 Uhr wach, hustete weiterhin und fragte mich (wie immer) höfflich ob er aufstehen dürfe. Nach kurzem Knuddeln tigerte er los um zu spielen, Nina war im Dornröschenschlaf, musste die fehlende Schlafdauer der Nacht wieder aufholen. Bis 8.30 Uhr dauert es bis sie aufwachte.

Ich stand kurz nach Max auf, konnte ihn mit seinem Husten nicht lange alleine lassen. Ich kochte Tee mit Honig, gab ihm Hustensaft und Hustenbonbon und rieb ihn erneut mit Balsam ein. So schlimm er beim Aufstehen hustete, war 20 Minuten danach nichts mehr davon zu hören.

Als Prinzessin dann auch wach wurde war das Frühstück bereits bereitet und wir stärkten uns für den Tag. Sie kam vollkommen fröhlich rückwärtslaufend mit einem "Beep, Beep, Beep, Beep, ..." aus dem Schlafzimmer. Großartig wenn die Kinder so unbedacht fröhlich sein können!

Ausgemacht war das Oma Anne Max noch vor dem Kindergarten abholte (da noch krank) und ich Nina nach dem Kindergarten zu ihr fahren sollte. Nina fand den Plan vom Vorabend mittlerweile nur noch mäßig gut, sie wollte direkt mit zur Oma. Mir kam Oma Gaby als Alternativjoker, sie könne doch mit in den Kindergarten (wie es eigentlich mit Oma Anne geplant war). Nina fand die Idee plausibel und gut, Oma Gaby konnte sich auch nach kurzem Telefonat dazu überzeugen lassen. Glücklicherweise wohnen wir alle recht nah zusammen und die Omas waren immer auf Abruf (vielen Dank nochmals dafür!).

Wie gehabt standen wir kurz nach halb zehn am Kindergarten, Oma Gaby auch. Wir gingen hinein, Nina legte ihre Sachen ab und schoss mit Oma los. Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe mit der Pietät zu telefonieren, wir vereinbarten einen ersten gemeinsamen Termin

Es dauerte gar nicht lange durfte Nina schon den Rest der Zeit allein im Kindergarten verbringen (so der Plan), ihre Gruppe wollte gemeinsam ein Eis essen gehen. Oma und ich blieben noch eine Weile dort und unterhielten uns.

Nach einiger Zeit verabschiedeten wir uns und gingen unserer Wege, ich wollte noch schnell das Nötigste einkaufen gehen. Beim Rewe vor Ort angekommen stieg ich aus meinem Auto aus. Wer stand vor mir? Nina freudenstrahlend mit einem Eis für mich in der Hand, ihres hatte sie bereits gegessen. Mir ist während des Parkens und durch diese ständige Telefoniererei die kleine Gruppe auf dem Randstein sitzend gar nicht aufgefallen. Ich setzte mich dazu, Nina auf meinen Schoß, und aß gemeinsam mit ihr mein Eis. Sie wollte eigentlich bei mir bleiben, Alicia bewegte sie aber dazu mitzukommen, sie durfte mit ihr an der Hand laufen :-). Ich verabschiedete mich "bis gleich", war doch in 20-25 Minuten wieder Zeit zur Abholung.

Wie geplant konnte ich fix einkaufen und alles nach Hause bringen. Vergessen zu erwähnen hatte ich das eine Impfung anstand, deswegen erfolgte die Abholung etwas früher.

Irina hatte immer großen Respekt vor solchen Terminen, sogar Regina unsere befreundete Hausärztin ließ Nina die Spritze lieber von Ihrer Kollegin geben, sie wollte sich es nicht mit ihr verscherzen, teilten sie doch die gleiche Leidenschaft, die Pferde. Merlin und Danci waren Ninas Lieblinge, Regina die Besitzerin, dazu gleich mehr.

Keine Miene hat sie auf dem Schoß vom Papa sitzend verzogen, hat alles ganz toll über sich ergehen lassen. Man könnte sich die Frage stellen, wovor die Angst so groß war? Aber umso besser!

Wir setzten uns danach zu Regina ins Sprechzimmer, sprachen mit Ihr über das Geschehene, sie drückte uns Ihr Beileid aus. Weiter berichtete sie zur Freude von Nina von beiden Pferden, merkte aber im Nebensatz an das es Danci nicht sonderlich gut geht (und er war ja schon ein Opi). Mir war klar, dass das nichts Gutes zu bedeuten hat.

Sie übermittelte uns noch eine, für die Kinder wirklich sehr positive Nachricht, auf die ich hier aber nicht weiter eingehen möchte. Ich war vor Tränen gerührt, das besprochene Thema war bereits zwischen Irina und mir existent und wir sahen dazu keine Lösung. Das sie mir jetzt die Aufgabe vom Zettel nahm war für mich überwältigend (vielen herzlichen Dank!!!).

Wir fuhren danach zielstrebig nach Messenhausen, sollte der Nachmittag doch mein erster freier Nachmittag nach den Geschehnissen sein. In Messenhausen ging es beiden Mäusen immer wunderbar, sie wurden bestmöglich umsorgt, fühlten sich einfach daheim. Um es nicht langweilig werden zu lassen waren an diesem Tag Ramona und Romy (Schwiegertochter und weiteres Enkelchen von Oma Anne) da. Max und Nina hatten einen weiteren Spielepartner, alles war gut!

Es dauerte jedoch, bis ich wieder weg kam, mussten wir noch "kurz" über das Thema der Beerdigung sprechen, der Anruf der Pietät war Thema.

Dann endlich sollte ich frei haben.

Sporttasche Zuhause geschnappt, ab ins Fitnessstudio, 2 Stunden Workout, danach 2 Saunagänge - gleich ein ganz anderer Mensch!!

Im Anschluss wieder zurück zur Oma. Erfreulicherweise gab es Abendessen, ich musste mich darum also nicht mehr kümmern - sehr sehr gut! Beide Mäuse berichteten von Ihrem Tag, wir räumten noch gemeinsam auf und fuhren nach Hause.

Der Oma Anne & Opa Winfried-Tag war natürlich anstrengend, alle waren aber noch gut gelaunt. Keine 5 Minuten vor Zuhause schaute ich durch Zufall in den Rückspiegel zu Nina. Gerade fielen Ihr die Augen zu, zum Glück konnte ich sie gerade noch motivieren ein Lied auszusuchen, welches wir dann hören konnten. Rettung in letzter Sekunde, den Zombie hätte ich nicht ohne Theater ins Bett gebracht (denke ich).

Zuhause angekommen konnten wir wieder alles recht kompakt halten, alle waren schnell im Bett. Ich war dann aber, auch durch den Sport und die Sauna, so angeschlagen, dass ich fast vor dem Laptop eingeschlafen bin. Ich hatte die Kurve noch bekommen und bin ins Bett zwischen Max und Nina gerutscht.

Freitag, 26. August 2022

Meine extreme Müdigkeit nutzte Nina um mich erneut mitten in der Nacht zu wecken. Sie wollte um 3.00 Uhr spielen und Dinge im Wohnzimmer "erledigen". Sie zum Liegenbleiben zu bewegen war unmöglich, also schickte ich sie alleine los. Nach ca. 30 Minuten und dem Besuch der "Pipibox" lag sie dann wieder im Bett neben mir und schlief. Ich durfte dann aufstehen, alle Lichter wieder ausschalten, die Klospülung betätigen usw. halt alles das was ein Kind um 3.30 Uhr mitten in der Nacht nicht macht!

Max war wieder pünktlich um 7.30 Uhr wach, er war motiviert endlich wieder in den Kindergarten gehen zu gehen. Er hustete nur noch leicht, kein Grund ihn daheim zu lassen. Die Prinzessin holte wieder Ihren Schönheitsschlaf nach, kam dann um 8.15 Uhr wieder rückwärts laufend wie am Vortag ins Wohnzimmer. Diesmal vermieste Max ihr die Tour, sie war sauer aber mit einem großen Schmuser wieder einzufangen.

Ich blieb nicht lange im Kindergarten, Nina war mittlerweile voll integriert (toi, toi , toi!). Zuhause angekommen machte ich mich an die Hausarbeit und die Wäsche. Es waren nach Irinas Tod weiterhin einige Päckchen gekommen, die ich nun öffnete. Ich zog weiße Mädchensandalen aus einem Paket in Größe 24, Max hatte 28, Nina 26. Was hatte sie sich dabei gedacht? Es wird ihr Geheimnis bleiben! Einzig, dass Sie für Romy wären hätte sich mir erschlossen. Ich schickte Ramona ein Bild, sie freute sich über die Sommerschuhe 2023.

12.15 Uhr holte ich beide Mäuse dann am Kindergarten ab. Nina wartete schon neben Alicia am Zaun (sie hatte Tordienst) mit ihrer neuen Freundin Paulina, echt süß die beiden :-).

Nina sollte Max von drinnen holen, sie flitzte direkt los! Sie kam 2 Minuten später mit ihrem Rucksack wieder, von Max keine Spur. Darauf angesprochen, "Oh ja, vergessen!" rannte sie wieder los.
Beide kamen, wir konnten endlich nach Hause.

Zuhause angekommen wollten wir nur kurz Irmi hallo sagen, sie fragte ob wir mitessen wollten. Nahezu im Chor bejaten wir Ihr Angebot. Es dauerte bis alle Gänge vernichtet waren, wir hatten uns wie immer gut unterhalten, Max und Nina spielten parallel dazu mal im Wohnzimmer mal im Arbeitszimmer.

Oben in unserer Wohnung angekommen schnappte ich mir Nina auf der Couch und sprach kurz mit ihr über die nächtlichen Aktivitäten. Ich versuchte Ihr zu erklären, dass der Papa auch schlafen müsse und die Nacht doch grundsätzlich zum Ausruhen gedacht ist. Sie nickte verständnisvoll, es war abzuwarten was davon hängen geblieben war.

Am späteren Nachmittag war ein Spielplatzbesuch eingeplant, wir mussten aber noch bei Nachbarin Rosi vorbei. Ihr neuer DSL-Anschluss, den ich bereits vor Wochen in die Wege geleitet hatte, sollte nun endlich von einem Techniker freigeschaltet werden. Das gelang auch gegen Mittag, jetzt musste noch der Router eingerichtet werden. Das erledigte ich während Rosi die Kinder bespaßte. Fertig mit der Arbeit hatten die Kinder nun rote Punkte von Rosis Puder auf Backen und Nase, diverse Kekse waren auch in Ihren Bäuchen verschwunden.

Wir fuhren los, dummerweise hatte es jedoch kurz geregnet.
Der Ausflug war relativ kurz, die Kinder sahen aber durch das Sand/Schmutz/Regen-Gemisch aus als wären wir statt auf dem Spielplatz eher in einem Kohlekeller gewesen.

Wieder Zuhause angekommen musste beide erst einmal duschen, anschließend gab es Abendessen. Es folgten die bekannten Routinen. Nina verwies ich beim Zähneputzen nochmals auf das Gespräch vom Nachmittag in der Hoffnung es würde fruchten. Nach Sandmännchen, Buch lesen und Anruf Oma Anne waren die Kinder im Bett und schliefen fest.

Ich setzte mich wieder an mein Laptop und verfasste Texte, langsam würde ich tagesaktuell werden.

Samstag, 27. August 2022

An diesem Morgen wollte ich bewusst ein wenig von der Routine abweichen und auf das morgendliche Telefonat mit Oma Anne verzichten, es fiel keinem der beiden Mäuse auf. Manchmal macht man sich einfach doch zu viele Gedanken!

Wie die Tage zuvor war ich der Meinung weiter in der Wohnung aufräumen zu müssen bzw. nach meiner Ansicht notwendige Änderungen durchzuführen zu müssen.

Schon vor dem Tod meiner Frau dachte ich wir müssen langsam die Absturzsicherung im Treppenhaus entfernen, beide liefen sauber und meist ordentlich die Treppe hoch und runter. Jetzt kam dazu, dass Irmi natürlich immer wieder Anlaufpunkt für beide war, das Tor stand immer offen.

Ich verhaftete beide und bezog sie in die Änderung mit ein, nutzte gleich die Möglichkeit vor der Türe Ordnung zu schaffen, sammelten sich dort doch mittlerweile einige Schuh inkl. Kartons die teilweise schon viel zu klein für beide waren.

Beide waren wieder höchst motiviert und gingen voller Tat UND Rat mit an die Sache. Wir rutschten die Kommode mal nach links, dann wieder nach rechts und dann in die endgültige (ursprüngliche) Position. Der große Kleiderständer flog kurzerhand weg, wirkte nun alles viel offener und luftiger! Wir besprachen eine Garderobe für die Kinder zu besorgen dass sie künftig ihre Jacken nun selber nehmen und wieder aufhängen können. Zusätzlich holten wir eine kleine weiß Truhe in Form einer Bank von Irmis Etage. Diese hatte sie uns bereits vor einigen Wochen/Monaten zur weiteren Verwendung überlassen, einen richtigen Platz hatten wir bisher aber nicht gefunden, die Kinder nutzen sie bisher immer um Pause nach "halbem Aufstieg" zu machen. Jetzt hatte sie einen schönen Platz direkt vor unserer Haustür, die Kinder sollen sich künftig darauf ihre Schuhe anziehen, so besprochen, so der Plan.

Zwischendrin waren beide verschwunden, es war mucksmäuschenstill. Auf einmal standen sie mit einem lauten "Tataaa-aa" wieder vor mir, komplett fertig angezogen!

Nicht dass sie das nicht immer mal wieder, meist einzeln getan hatten, fand ich das beschreibend.

Seit dem Tod Ihrer Mutter waren beide deutlich selbstständiger geworden, sie versuchten zu helfen wo sie konnten, die breakdowns waren massiv zurückgegangen und man hatte das Gefühl man könne mit ihnen jedes gemeinsame Problem besprechen und eine Lösung dazu finden.

Mein Telefon klingelte und es folgte wieder ein einstündiges Telefonat mit einem Freund zum Tode von Irina. Die Kinder waren schneller bei Irmi als ich schauen konnte und wir konnten in Ruhe telefonieren. Er kannte bereits diesen Blog und war entsprechend informiert, kannte einigermaßen die Entwicklung. Allgemein muss ich an dieser Stelle noch einmal loswerden, dass mir das Schreiben bis dato sehr geholfen hatte. Ebenso bekam ich immer wieder Feedback von „Externen“ die dadurch Hoffnung aufbauen konnten und froh waren dass wir uns als Familie so aufrappeln konnten. Weiter vereinfachte es mir die Kommunikation mit weiteren "neuen" Trauernden, konnte ich doch darauf verweisen. Jeden interessierte wie es den Kindern und mir geht und viele konnten sich keinen Reim daraus machen warum wir gefühlt wieder einigermaßen (so gut es ging) glücklich waren.

Mir war auch klar, dass es ganz andere Haltungen zum Tode gibt und manche vllt sogar erwarteten, dass wir uns zurückziehen würden. Es war aber nicht unser Weg und ich war enorm froh darüber. Den Kindern ging es gut und das war das allerwichtigste!!!

Ich war nicht untätig während des Telefonates, sortierte Wäsche in die Schränke und räumte weiter auf.

Danach ging ich nach den Kindern schauen, sie saßen unten und bastelten, waren beschäftigt und glücklich. Irmi bereitete gerade das Essen von gestern noch einmal auf, selbst darum musste ich mich nicht kümmern. Sie war und ist ein Goldschatz! Vielleicht deswegen sprach ich sie während des Essens vor den Kindern 2x fälschlicherweise mit "Oma" an, die Kinder lachten jeweils und verbesserten mich.

Die Zeit verging an dem Tag wie im Flug und um 15 Uhr sollte bereits Max Patentante Nell, meine Nichte vor der Tür stehen. Bereits morgens hatte ich jedoch versprochen zum großen EInkaufsmarkt mit Spielzeugabteilung im Nachbarsdorf zu fahren, da kam ich nicht mehr raus. Ich schrieb Nell dass sie nicht vor 15.30 Uhr auftauchen solle, die Zeit würden wir brauchen. Beim Schuhe anziehen entschloss ich mich kurzerhand die Kinder zu fragen, ob wir mit Mamas Auto dorthin fahren wollen, ich wollte einfach die Reaktion testen.

Sie hatten nicht im Ansatz ein Problem damit, es war eine Fahrt wie jede andere auch (lerne wieder -> nicht so viel nachdenken!).

Im Einkaufsmarkt angekommen stöberte ich u.a. durch die Obst- & Gemüseabteilung sowie Kühltheke, die Kinder gingen direkt vor zum Spielzeug. Nachdem ich meine Sachen hatte, ging ich ebenfalls zur Spielwarenabteilung. Max stöberte durch die Reihen, von Nina war aber keine Spur. Wahrscheinlich wäre jede Mutter panisch geworden, bei Nina machte ich mir eigentlich keine Sorgen. Ich ging mit Max auf die Suche. Es verging schon ein bisschen Zeit und einige Laufmeter bis wir, zurück in der Spielwarenabteilung, Nina langsam auf uns zu tingeln sahen. Freudestrahlend mit "Kutschpony" auf dem Arm aus Richtung Obst- & Gemüseabteilung kommend lief sie auf uns zu und gab mir zu verstehen, dass sie das "Kutschpony" gerne haben wollen würde. Ich setzte mich erstmal mit beiden auf den Boden am Rand und besprach mit Ihnen die Situation. Nina dämmerte dass es vllt nicht so gut war was sie getan hatte. Resultat des Gespräches war dass Max künftig in so einer Situation mehr auf seine Schwester aufpassen solle, sie solle sich künftig mehr an ihm orientieren und Max hätte künftig auch das Recht ihr zu sagen dass sie mitkommen solle bzw. an Ort und Stelle zu bleiben hätte. Gefühlt verstanden beide die Situation und meine Worte.

Wieder Zuhause angekommen stand Nell vor unserer Tür, dezent in schwarz gekleidet. Die Stimmung war anfangs zurückhaltend, wie sich später erst herausstellte kannte Sie den Blog nicht, vermutlich hatte sie sich auf eine schwere Zeit in der "gebeutelten Familie" eingestellt. Das war nicht so! Wir aßen Waffeln mit Vanilleeis, sie spielten ein wenig gemeinsam und dann gingen wir runter in den Garten.

Kaum waren wir die Treppe runter stand Oma Anne und Opa Winfried mit Ihren Rädern vor der Tür, um uns eingekaufte Wurst aus Saarbrücken zu bringen. Opa Winfried kam von dort und war am Vortag zu einem Arzttermin vor Ort. Im Rudel gingen wir in den Garten, Max und Nina verbrachten dort einen wunderschönen Nachmittag/Vorabend. Es war ein Kommen und Gehen, ständig stand jemand anderes aus der Hofgemeinschaft dort, teilweise mit Hund/Katze/Maus :-).

Es wurde mit Kreide gemalt, Fußball, TikTakTo als auch Himmel und Hölle gespielt, der Sandkasten war auf und Nina konnte sämtliche Hunde der Hofgemeinschaft durch den Garten führen. Sie waren beide wieder gefühlt die glücklichsten Kinder der Welt! Ich war auch glücklich, dachte ich zwischendurch das alles perfekt sei wenn Irina doch heute oder morgen einfach mit dem Flugzeug/der Bahn aus "dem Urlaub" kommen würde. Mir war natürlich im gleichen Moment klar dass das nie passieren würde, es war trotzdem für den Moment ein schöner Gedanke!

Bis alle im Bett waren und schliefen war es diesmal 22 Uhr.

Trotz enormer Müdigkeit und Boykottversuchen von Max und Nina ging alles harmonisch über die Bühne. Mit entsprechend Geduld, Fingerspitzengefühl und ggf. einer kleinen List ließ sich das Abendprogramm mittlerweile wirklich gut handhaben.

Sonntag, 28. August 2022

Heute war ausschlafen angesagt, anscheinend hatte das ausgiebige Spielen am Vortag/Vorabend beiden ordentlich zugesetzt. Erst um 8.30 Uhr hatten wir 3 nahezu gleichzeitig die Augen geöffnet.
Max und Nina wanderten direkt ins Wohnzimmer zum Spielen, ich durfte sogar noch liegenbleiben.

Ich hatte übrigens vergessen zu schreiben, dass meine Gespräche vom Freitag bei Nina fruchtete, sie schlief jetzt wieder durch, hatte keine tollen Einfälle mitten in der Nacht (gut so!).

Um 11 Uhr waren wir zum Spätstück (Erfindung von Irina und mir -> spätes Frühstück!) bei Oma Anne und Opa Winfried eingeladen, leider waren wir mal wieder ca. 30 Minuten zu spät. Auf dem Weg nach unten trafen wir Sandra, die Mama von Liana, wir hatten bereits am Vorabend kurz geschrieben. Sie drückte mir nochmals persönlich ihr Beileid aus, wir unterhielten uns kurz. Wir hatten nicht immer das beste Verhältnis, aber ich fand es wirklich nett und lieb von ihr, es tat irgendwie gut. Unten angekommen kam bei Nina, Max und mir die Frage auf mit welchem Auto wir fahren. Der Entschluss war: „Mit Mamas Auto!“

Da bei mir gedanklich die jobtechnische Zukunft auch schon etwas gereift war, war ich mittlerweile auch der Meinung wir sollten Irinas Auto behalten und meins verkaufen. Ich freute mich also, dass das Auto für beide weiterhin positiv behaftet blieb.

Die Zeit bei Oma und Opa war wie immer schön. Wir haben gut gegessen, gespielt, uns ausgetauscht und kurzfristig entschlossen ein wenig Kultur zu betreiben. Wir besuchten erst das Museum der Grube Messel, anschließend die Grube selbst. Für eine 3jährige und einen 5jährigen war das natürlich ganz schön viel. Wir kamen nach Hause und waren ordentlich geschafft. Max puzzelte in aller Ruhe vor sich hin, Nina war etwas aufgelöst. Nur mit kleinen Snacks und ihren Sendungen waren beide wieder einzufangen (sie waren wirklich einfach nur kaputt und brauchten etwas Ruhe/Ablenkung).

Gegen 18 Uhr stand dann Oma Gaby zum Abendessen vor der Tür, wir hatten sie zur Grillpizza eingeladen. Beide freuten sich über ihren Besuch! Max spielte trotz des Besuchs bis zum Essen Lego, Nina präsentierte wie toll sie bereits Pizza mit Tomatensauce und Pizzakäse dekorieren konnte. Nach dem Essen war für beide „Feierabend“, das Essen bescherte beiden den Gnadenstoß Richtung Bett. Schlafanzug an, Zähne putzen, Sandmännchen schauen, Oma Gaby verabschieden, Buch lesen und Oma Anne anrufen. Alles ging in einem Rutsch durch, sie schliefen direkt ein.

Heute war es auch das erste Mal für mich das ein „normaler“ Tag stattgefunden hatte.
Immer mal wieder hatte ich den Kopf über alles nachzudenken, Situationen etwas genau zu bewerten und die Gedanken rund um die Situationen auch mal schweifen zu lassen, gefühlt setzt sich das Erlebte der letzten 10 Tage nun und ja, ich war etwas platt müsste künftig auch wieder früher ins Bett! Nicht nur deswegen, auch wegen der wiederkehrenden Inhaltes hatte ich mich entschlossen im Blog nun vom Tagesrythmus in Halb- bzw. Wochenrythmus zu wechseln (je nach Stand/Menge der Neuigkeiten).

Wir sind gespannt was die neue Woche mit den beiden Kindergartenkindern so bringt….

29. - 31. August 2022

Die neue Woche startete solide, jeder wusste mittlerweile um den ungefähren Ablauf. Die Entwicklung der Kinder beeindruckte mich weiterhin Tag für Tag. Sprachen wir morgens übers Aufräumen im Kinderzimmer, starteten sie nachmittags nach dem Kindergarten fast selbständig mit den Worten "Papa, du kannst im Wohnzimmer bleiben, wir gehen im Kinderzimmer aufräumen!". Natürlich wanderte ich 3 Minuten später hinterher und half bzw. gab Hilfestellung aber welche Eltern können dass schon über ihre Kinder berichten?

Nina ging mittlerweile vollkommen selbstverständlich in den Kindergarten, ich musste nicht bleiben oder früher kommen - sie liebt den Kindergarten (Max sowieso!).

Am Montagnachmittag stand das erste Spielplatz-Date nach Irinas Tod mit Lina, Jona und Steffi an. Max und Nina hatten zwei Termine im Vorfeld kurzfristig platzen lassen, war es doch eigentlich immer deren Ding mit Mama und nicht Papa.
Steffi hatte sich als Unterstützung Flo, ihren Ehemann mitgebracht. Wir redeten viel, versuchten beideseitig die Erlebnisse zu verarbeiten. Unsere Kinder spielten nahezu unbeeindruckt davon. Sie kletterten, rutschten, schaukelten, halt alles was Kinder auf einem Spielplatz machen. Es war sehr schön und ausgiebig so dass die Kinder abends schnell zur Ruhe fanden.

Der folgende Tag sollte für mich der erste "Arbeitstag" nach dem Tode meiner Frau sein, es waren eher Arbeitsstunden (drei um genau zu sein). Es fühlte sich "ok" an, konnte ich doch wenigstens etwas für mich sein und vor mich hin puzzeln. Mir kam natürlich immer wieder Gedanken zu Irina in den Kopf, ich musste zwischenzeitlich auch kurz weinen.

Pünktlich um 12.30 Uhr holte ich die beiden Mäuse im Kindergarten ab, für den Nachmittag war "Oma Anne und Opa Winfried - Tag" eingeplant. Ich musste dringend einkaufen und einige Telefonate führen.
Bei Oma und Opa angekommen tauchten die Kinder gleich wieder in ihre dort "besonders" heilen Welt ein, ich konnte sie dort ohne schlechtes Gewissen 3/4/5 Stunden lassen. Ich verabschiedete mich und ging einkaufen.

Trotz des vielen positiven Feedbacks hörte ich natürlich immer wieder, ich nenne es vielleicht auch übertrieben, "Zweifler" zu unserer Situation. "Die Kinder verdrängen das aktuell nur!" und "Das wird alles bald wieder hochkommen!" waren die Aussagen über die ich mir echt Gedanken machte.
Im Kinderrgarten legte man mir den Kinderschutzbund nahe, es wäre ein wunderbarer Kontakt mit absolut professionellem und einfühlsamen Auftreten.
Ich rief dort an und erklärte grob in einigen Worten unsere Situation. Wie häufig bei solchen Telefonaten folgte ein "Oh nein, wie schrecklich!" am Ende der Leitung.
Wir stiegen tiefer ins Gespräch ein, ich schilderte meine Bedenken, das aktuelle Vorgehen und die Bitte einer "professionellen" Begutachtung eines Besuches o.ä..
Die Aussage am anderen Ende war und das beruhigte mich wirklich ungemein: "Eigentlich würden wir sie nicht besuchen kommen wollen! Das klingt alles sehr gut wie sie das machen, wir wollen mit unserem Auftreten keine schlafenden Hunde wecken!"
Ich erzählte dann auch von dem Blog und das man diesem wahrscheinlich viele Informationen zum Alltag entnehmen könne, der nette Herr am anderen Ende des Telefons versprach mir diesen durchzulesen.
Weiter hatte ich noch Fragen zu dem was da noch kommt (Beerdigung/Trauerfeier,...) , er wolle darüber nachdenken, den Blog lesen und mich dann anrufen um zu antworten bzw weiter Tipps zu geben. 
Ich hinterfragte mich und mein Handeln gerade zu dem Thema viel und regelmäßig, war es ja doch etwas ganz Neues für mich. Das Telefonat gab mir Sicherheit!

Zum Thema nahezu passend hörte ich eine andere Sache die mich bewegte und auch etwas ärgerte. Angeblich sei nach Meinung einiger (warum auch immer), meine Frau an Corona verstorben. Mir ist es ein vollkommenes Rätsel wie jemand solch eine Behauptung in den Raum stellen konnte. Nur damit das an dieser Stelle klargestellt ist: Corona oder die Folgen davon waren NICHT ihre Todesursache!

Am späten Abend saßen wir zu dritt (Biene, Laura und ich) auf unserem Balkon um erste Dinge zur Trauerfeier/Beerdigung zu besprechen. Ich hatte Irinas beste Freundinnen (noch aus der Schulzeit) im Vorfeld gefragt ob sie Oma Anne und mich bei diesem Thema unterstützen würden. Beide waren direkt dabei, auch wenn sie mit dem Tod ihrer Freundin ebenfalls ganz schön kämpften. Es war ein sehr schönes Gespräch bereits mit tollen Ideen und schönen Erinnerungen über die wir viel Lachen konnten, trotzdem war die Trauer um Irina allgegenwärtig.

Zur Trauerfeier vorab und das liegt mir sehr am Herzen:
Es soll eine Feier werden wie sie es sich gewünscht hätte, fernab von diesen in meinen Augen "scheußlichen" Veranstaltungen die ich bis dato erlebt hatte.
Sie war 34 Jahre, stand in der Blüte Ihres Lebens, war die Frohnatur schlechthin, immer mit einem Lächeln für JEDEN, gab mehr als sie konnte für andere ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten und so so vieles mehr!!
Wir versuchen etwas auf die Beine zu stellen was dem gerecht wird, was absolut in ihrem Sinne wäre, was sie wiederspiegelt auch auf die Gefahr hin dass es für den einen oder anderen vielleicht neu und ungewohnt erscheint. Ich werde an dieser Stelle zu Neuigkeiten auch berichten!

Am Mittwoch stand dann während der Kindergartenzeit ein anderer Termin für mich auf der Liste, ein Treffen mit der Pietät. Mir fehlen dazu ein bisschen die Worte! Solch einen Gang, in meinem noch jungen Alter und dann noch wegen meiner Frau, anzutreten fühlte sich definitv nicht gut an.
Die Dame gab sich wirklich Mühe, man konnte sich normal unterhalten, aber es war einfach total befremdlich.
Die anfängliche Aussage, ich solle mich nicht daran stören dass sie ein wenig mitschreibt, empfand ich etwas als Farce als ich erkannte dass sie eine Preisliste Stück für Stück mit Werten füllte. Natürlich, das ist deren Geschäft jund gehört mit dazu aber trotzdem fühlte es sich beschi....en an!

Danach ging ich wieder (kurzzeitg) meiner Arbeit nach, dieses mal mit meinem Bruder. Es tat gut mit ihm etwas Zeit zu verbringen und zu reden, auch er hat aktuell mit einigen Schicksalsschlägen (anderer Art) zu kämpfen.
Mittags sollte Oma Gaby die beiden Mäuse aus dem Kindergarten abholen, was im Vorfeld mit beiden besprochen war. Sie freuten sich auf die Oma!
Als ich sie um 15.30 Uhr abholen wollte waren sie nicht da. Ich folgte den Spuren im Garten (da stand mal ein paar Schuhe, dort lag mal eine Eisverpackung) bis ich alle drei bei Marco (dem Pferd) gefunden hatte. Nina und Max waren fleißig dabei frisches Grün zu pflücken und es ihm unter der Nase zu halten. Er freute sich und kaute genüsslich den leckeren Snack. Wir verabschiedeten und und sollten von dem Einen zu den anderen Pferden in den Stall fahren, eigentlich nur um etwas abzuholen. Erst war die Begeisterung nicht sehr groß aber dann....
Wir kamen dort an, war dort doch schon ein wenig Betrieb. Einige Pferde standen im Hof, wurden geputzt und zum Reiten vorbereitet. Jule kam gerade mit einem ihrer Pferde vom Reiten zurück und bot sich den Kindern an. Nina war direkt Feuer und Flamme, bei Max war es so la la aber er freute sich auch - Max kannte die mittlerweile recht ausgiebigen Reitstunden noch nicht und ging von einer Runde führen aus, das sollte er dann ganz anders kennenlernen. Nina startete und drehte mit Jule diverse Kreise in der Halle, Max neben mir sitzend fragte regelmäßig wann er endlich dran sei (er ging von 1-2 Runden aus). Jule machte das jedes Mal aufs Neue immer wieder so toll, ich konnte auch da wieder nicht anders als dasitzen und heulen. Dann durfte Max!
Anfänglich sah man ganz deutlich dass ihm im Gegensatz zu Nina total die Übung fehlte. Umso länger es aber ging um so sicherer fühlte er sich und umso besser sah es auch bei ihm aus.
Mittlerweile war Frauke und Paula mit Bella (einer Fuchs -Stute) in der Halle und drehte ebenfalls noch einige Runden. Kaum als sie fertig waren fragten sie die kleine, neben mir auf glühenden Kohlen, sitzende Nina ob sie denn auf Bella reiten wolle, Max war weiterhin mit Jule und Dumbli in der Halle unterwegs. Die Antwort sollte jedem klar sein!
Das Resultat: Zwei total fröhliche Kinder auf zwei ziemlich großen Pferden, parallel geführt durch die Halle (Pas de deux - wie der Profi sagen würde). Für mich gab es kein Halten mehr, ich saß da und heulte (vor Freude oder Trauer?!) wie ein Schlosshund.
Wir verbrachten noch einige Zeit im Stall, Nina durfte Pferde putzen, den kleinen Hund Arthur an der Leine "führen", während Max mit Janosch und Dumi (den Stallburschen) Heu mit seiner eigens von mir für ihn gebauten Mistgabel verteilte. Er hatte das bestimmt 5-6 Monate nicht mehr gemacht, davor aber eine ganze Zeit ziemlich intensiv bestimmt 2-3x pro Woche. Wir alle haben glücklich den Stall verlassen und fuhren nach Hause um dort noch zu spielen, Abend zu essen und die anderen Routinen durchzuführen.

Wir kammen von Tag zu Tag immer weiter zu einem Stück Normalität. Die Gemeinschaft und die Mithilfe, das Engagement aller um uns herum war und ist total ergreifend und toll. Mir fehlen/fehlten immer wieder die Worte und ein einfaches "Danke" reicht(e) nach meiner Sicht überhaupt nicht aus. Irina hätte aus Dankbarkeit für jeden der aktuell einspringt oder hilft (egal wie klein diese ausfällt) alles stehen und liegen lassen und sich für immer und ewig für denjenigen bis zum Äußersten aufgeopfert.

DANKE, DANKE, DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

01. - 04. September 2022

Die Wochentage Donnerstag und Freitag starteten wieder klassisch, wir waren mittlerweile gut in Wochentagen 😊. Künftig sollte unsere weitere Aufgabe darin bestehen den „gemeinsamen Abschied“ (bewusst nicht Trauerfeier!) zu planen. Der Kraftakt bis dahin würde uns einiges an Energie kosten, das war uns allen ziemlich schnell klar.

Was mir mittlerweile auch klar wurde war, dass jeder Gang, egal ob zur Post, zum Einkauf oder selbst zum Großhandel enorm viel Zeit benötigte. Überall traf ich Bekannte oder Freunde und besprach das Geschehen der letzten mittlerweile zwei Wochen.

Weil die Frage immer wieder kam:
Es tat gut die Gespräche zu führen aber ja, es war anstrengend! Der simple Grund dahinter: Der Kopf mag auf seine Erfahrungen zurückgreifen! Fast alle davon waren 15 Jahre lang mit Irina verknüpft und wurden Tag für Tag abgerufen. Jetzt sollte das auf einmal nicht mehr möglich sein, das versteht das Gehirn nicht und das strengt immens an. Außerdem war dauerhaft die „Traueranspannung“ vorhanden. Ca. 10x pro Tag fing ich an für 1-2 Minuten zu weinen, danach war erst einmal wieder alles gut. 
Trotzdem war es immer wieder schön von allen Seiten die Beileidsbekundungen zu erhalten, war es doch Irinas Verdienst, sie spielte sich mit Ihrem Lächeln und der immer positiven Art in aller Herzen.

Zurück zum Alltag:
Die Kinder machten sich unverändert gut, auch wenn die Reibereien wieder deutlich zunahmen. Meist konnte ich vor der Eskalation schlichten und mit beiden auf dem Boden sitzend die jeweilige Situation auflösen, wir saßen recht regelmäßig auf dem Boden 😊. Im Kopf hatte ich dabei immer die Aussage des Herren vom Kinderschutzbund: „Sie sind wieder in der Normalität, das ist gut so!“ Und ehrlich, Max und Nina sind im Vergleich zu Kindern aus anderen Familien absolute Lämmchen.

Mit Pfarrerin Schindler konnte ich mittlerweile einen Termin zum gemeinsamen Abschied (= Trauerfeier) abstimmen. Es sollte der 15.09.2022 um 15 Uhr sein. Unser Wunsch, der auch erfüllt wurde, war es in die evangelische Kirche in Götzenhain zu gehen. Egal ob Krippenspiel oder Kindergottesdienst, Max und Nina kennen die Kirche und fühlen sich dort wohl und geborgen. Weiter rechneten wir mit einer großen Anzahl an Teilnehmern und zuletzt fand ich die Trauerhalle (wie es der Name schon sagt) auf dem Friedhof einfach traurig/scheußlich.

Alles sollte nach Irinas Vorstellungen verlaufen, auch wenn wir nie das Thema "Tod" und damit verbunden eine mögliche Beerdigung mit Trauerfeier hatten (ich denke wie die meisten in unserem Alter).
Oma Anne sowie Biene, Laura (beides Schulfreundinnen von Irina) und meine Person sollten das Orga-Team stellen. Neben all dem Alltagsstress organisierten wir jetzt also eine Feier für geschätzt 200+ Personen (vielleicht auch deutlich mehr). Jeder sollte die Möglichkeit bekommen im entsprechenden Rahmen von Irina Abschied zu nehmen.

Wir beschlossen in Irinas Sinne:
- Keine Trauerkleidung!
- Keine Beileidsbekundungen!
- Keine Kränze oder Blumenspenden!

Zur Begründung:
1. Sie war 34 Jahre alt, sie stand voll im Leben, war immer glücklich, freundlich und zuvorkommend – eine Trauerfeier in schwarz wäre für sie ein Horror gewesen.
2. Der Verzicht auf Beileidsbekundungen resultiert zum einen aus der Menge der Teilnehmer als auch der Rücksicht auf die Kinder. Ich als Papa wollte nach Möglichkeit beide dauerhaft auf dem Arm, Hand in Hand oder zumindest Seite an Seite haben, bei Beileidsbekundungen gerade in dem Rahmen wäre das nahezu nicht möglich.
3. Zu den Blumenspenden gibt es auch wieder zwei Gesichtspunkte: Erstens soll sich ein roter Faden durch die ganze Feier ziehen, dazugehört natürlich auch die Deko. Blumen in zig verschiedenen Farben würden nur das geplante Bild zerstören, alles sollte schließlich nach Ihrer Vorstellung umgesetzt werden (wer sie kennt weiß was ihr gefallen würde). Außerdem stellte ich mir die Frage, was wir denn danach mit dieser Menge an Kränzen anstellen sollen.

Wer sich erkenntlich zeigen wollen würde, würde eine Möglichkeit bekommen, wir arbeiteten daran bereits im Hintergrund.

Am Samstag der Woche wollten wir dann endlich einmal „richtig“ klar Schiff in der Wohnung machen. Wir sortierten Unmengen an Spielzeug um, schafften Platz und sortierten aus. Zwischenzeitlich räumte ich im Wohnzimmer die Ecke der Rucksäcke / der Taschen auf, dort lagen auch 2 Handtaschen von Irina. Ich schnappte mir beide, rutschte an den Augen der Kinder vorbei und leerte diese in der Küche um auszusortieren und wegzuschmeißen. Ganz ehrlich, mir war richtig schlecht dabei! Sie aber so wie sie waren irgendwo hinzustellen erachtete ich als falsch.

Die Kinder wünschten sich danach einen Besuch im Rewe-Einkaufscenter (mit angrenzender Spielzeugabteilung). Gesagt, getan!! Auf dem Weg dorthin besprachen wir den künftigen Namen von „Mamas Auto“, konnten wir ja nicht für ewig „Mamas Auto“ sagen. Mit ein bisschen getrickse landeten wir, bei dem zwischen mir und Irina geläufigen Namen des Autos, „Mylo“. Mein Auto sollte künftig „Mitch“ heißen. Dieses mal ging der Einkauf ohne Probleme von statten, keines der Kinder ging verloren 😊. Leberkäsbrötchen, eine Schorle und ein kleines Spielzeug hielten sie bei Laune.

Vergessen hatte ich vom gemeinsamen Frühstück zu berichten. Wir saßen ganz normal am Tisch und machten, wie bei uns am Wochenende üblich, ausführlich Frühstück. Auf einmal setzte sich ein Vogel auf das Geländer vor unserer Balkontür, es war eine recht große Amsel. Sie saß vollkommen unerschrocken eine ganze Zeit auf dem Geländer und schaute uns aufmerksam beim Frühstück zu, das gab es so in den letzten 3,5 Jahren noch nie. Oma Anne berichtete Tage zuvor auch von einem Vogel der sie IM Wohnzimmer besuchte und sich nach einiger Zeit wieder verabschiedete. Sie machte sogar ein Bild von ihm, alles irgendwie komisch.
Abends waren wir bei Oma Gaby eingeladen, die Laune war aber nicht sonderlich gut! Sie waren bereits bei Ankunft hundemüde und vom unnatürlichen Tagesablauf etwas mitgenommen. Wir schleppten uns so durch und fuhren recht zeitnah nach Hause. Nach getaner Abendroutine startete ich die Gestaltung der Traueranzeige.
Ich bastelte ein bisschen in Photoshop an der Anzeige, auf einmal hörte ich ein Geräusch aus dem Bad. Ich wanderte in Richtung unseres Bades, vermutete das Geräusch dort. Und tatsächlich, das Polizeischnellboot von Max startete in regelmäßigen Abständen automatisch von selbst die Sirene. Ich dachte nicht lange dazu nach, baute einfach die Batterien aus! Komplett k.o. ging ich gegen 01:00 Uhr ins Bett, zuvor musste noch der Brief der Windelfee erstellt werden (Nina trug seit dem Tod ihrer Mutter keine Windel mehr!).

Am Sonntagmorgen wanderten Nina und Max direkt zu Ninas Bett ins Kinderzimmer, die Windelfee müsse nun doch endlich dagewesen sein!?!? Und siehe da, das war Sie!
Es wartet der Brief der Windelfee, eine Einhorn-Mama sowie ein Einhornfohlen von Schleich auf Nina. Sie war jedoch damit nicht einverstanden!!! „Wir hatten das doch auf den Weihnachtswunschzettel geschrieben! Warum würde Weihnachtsmann und Windelfee sich denn nicht abstimmen?!“ so Ihre Haltung zu dem Thema. Sie ließ Einhorn-Mama und Einhorn-Fohlen vorerst einfach liegen!

Wir machten nachfolgend ein kleines Frühstück.
Danach gingen beide zu Irmi. Liana war da, es konnte gemeinsam gespielt werden!
Gegen 12.30 Uhr kamen beide wieder nach oben und ruhten ein wenig, für den Nachmittag war die Kerb im Nachbarort angepeilt. Wir trafen uns dort mit Freunden, fuhren Karusell, schauten bei diversen Aufführungen, tingelten durch die Menschenmassen und aßen Eis. Es schlauchte beide immens, sodass wir um 20.00 Uhr frühzeitig im Bett waren.

Es sollte wieder meine Abendroutine folgen: ich richtete mein kleines „Büro“ ein um die Trauerannonce fertigzustellen, ging plötzlich im Kinderzimmer der Batterie-Warnton des Rauchmelders los.

Ich machte mir schon so meine Gedanken:
Erst der Vogel beim Frühstück, dann das Polizeiboot am Vorabend und jetzt der Rauchmelder. Man interpretiert viel in solche Sachen hinein, ein bisschen aufgekratzt war ich dazu aber schon. Ich war jedoch viel zu müde um weiter darüber nachzudenken. Ich ging ins Bett um wichtigen Schlaf tanken.

5. - 11. September 2022

Die Wochen schienen gefühlt immer anstrengender zu werden. So sehr sich die Mäuse weiterhin Mühe gaben, umso mehr kamen nun andere Dinge die erledigt werden mussten.

Zum Einen stand ganz groß auf der Liste der abzuarbeitenden Dinge der Abschied von Irina.
Es mussten Sachen entschieden/erledigt werden, wie z.B.:
- Auswahl der Urne
- Auswahl der Grabstätte
- Auswahl der Kirchenlieder
- Erstellung des Liederheftes (mit Ablaufplan)
- Fertigstellung der Traueranzeige
- Auswahl eines Bildes von Irina für die Trauerfeier
- Auswahl eines Caterers inkl. Auswahl der Speisen
- Abstimmung mit der passenden Location für den engeren Kreis nach der Kirche
- Abstimmung mit Pfarrerin Schindler zum Ablauf und Wünschen
- Abstimmung mit Kirstin von Kirstins Blütentraum zur Blumendeko
- uvm.

Nur dank der tollen Zusammenarbeit, all der bereits genannten Personen und der vielen Bekannten die einsprangen oder Wege ebneten, war es überhaupt möglich all diese Themen im einigermaßen überschaubaren Zeitrahmen abzuhandeln.

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle (außerhalb des engeren Planungsteams) drei Personen:

1. Pfarrerin Schindler
Frau Schindler führte mit uns im Vorfeld ein wirklich tolles und emotionales Gespräch rund um Irina, die Abschiedsfeier und unsere damit verbundenen Wünsche/Vorstellungen.
ALLE beteiligten saßen zeitweise mit Tränen in den Augen am Tisch und versuchten einigermaßen die Fassung zu wahren. Jedem am Tisch war klar dass Frau Schindler die passenden Worte finden und eine einzigartige Stimmung erzeugen würde.

2. Kirstin von Kirstin`s Blütentraum.
Sie war eine Bekannte von uns, wohnte unweit entfernt mit Ben (6 Jahre) und Kai (Ehemann). Ben ging mit Max in den Kindergarten, Kai ist durch verschiedene Aktivitäten in Götzenhain mit uns bekannt, wir pflegten regelmäßig Kontakt, unsere Familien mochten sich.
Mir war von Anfang an klar dass Kirstin den Blumenschmuck machen sollte, nur war mir nicht klar ob sie das auf Grund der Nähe zur Familie auch konnte. Als ich in ihren Laden kam, um sie dazu zu befragen, verloren wir beide unmittelbar die Fassung und lagen uns erstmal in den Armen. Wir redeten eine ganze Weile bis wir überhaupt zu dem Thema Blumen kommen konnten. Ihr ging die Situation so nahe, dass sie meinen Blog bis dahin nicht lesen konnte und sie Angst vor dem Moment hatte in der ich in der Tür des Blumenladens stehen würde. Trotz meinem Hinweis dass sie es nicht machen müsse, entschied sie sich dafür. Im weiteren Verlauf war zu erkennen dass sie wirklich Herzblut in die Angelegenheit legte und ganz viele tolle Ratschläge gab. Sie würde uns bis zum Fest noch viel Arbeit abnehmen.

3. Marcel (vom Garden Eden)
Er hatte explizit in "meinen" Aufgaben immer wieder die Hände im Spiel. Catering war ein großes Thema dass er komplett auf sich nahm, ebenso unterstütze er mit seinem Netzwerk bei diversen anderen Themen.

Allen, auch den hier nicht genannten, sei nochmals gesagt: Ganz, ganz große Spitze! Vielen, vielen herzlichen Dank!!

Zum anderen Thema: jetzt kamen auch erste Briefe von Behörden/Krankenkassen, die abgearbeitet werden mussten.
Es mussten Unterlagen wie die "Sterbeanzeige" meinerseits bearbeitet werden, als auch diverse Gespräche mit der Krankenkasse zur Weiterversicherung der Kinder geführt werden. Auf Anraten zweier bekannter Steuerberate zog ich einen Rentenberater/Rechtsbeistand zu Rate. Ein erstes Gespräch war zeitnah möglich. Erste notwendige Dokumente konnte ich vorlegen, andere musste ich in mühsamer Abendarbeit zusammensuchen. Trotz des immensen Drucks schien alles vorerst seinen Lauf zu nehmen.

Wer mich erneut ärgerte war die Pietät!
Bis zum 6.9. sollte die Kleidung für die Einäscherung in der Hauptstelle des Unternehmens sein. Ich hatte am Abend zuvor noch mühsam vor Irinas Schrank gestanden, ein weißes langes Kleid mit etwas Spitze am Rücken, passende Unterwäsche und Ballerinas ausgesucht. Sie würde in meiner Fantasie darin aussehen wie ein Engel mit ihren langen blonden Haaren, so meine Gedanken.
Ein Freund holte die Kleidung extra abends noch ab, um diese gleich morgens mit zur Pietät zunehmen. Alles war wieder "auf Kante genäht", aber es schien zu klappen.
Am 8.9. erhielt ich dann die Rechnung zur Einäscherung datiert mit dem 5.9.! Was soll man dazu sagen/dazu denken?
Ich stieg vorerst nicht auf das Thema ein, fehlte mir dazu einfach die Kraft.

Und die Kinder?
Die hatten wie geschrieben ihre Höhen und Tiefen, grundsätzlich ging es Ihnen aber gut.
Mama war "direkt" nahezu kein Thema, lediglich zweimal in der ganzen Woche (sonst immer nur im Zusammenhang).

1. Situation:
Vor dem Mittagessen am Freitag sagte Max wir hätten schon lange nicht mehr zu Mama gesprochen.
Gesagt, getan! Wir setzten uns vor den Altar unnd begannen zu reden. Die Kinder sprudelten nur davor der Mama die Dinge der Woche zu erzählen, ganz so als säße sie da und würde ganz gespannt zuhören. Es schien für sie so normal zu sein, dass ich es gar nicht fassen konnte, was da in dem Moment passierte. Nina berichtete von der Windelfee und dass diese fälschlicherweise das "Mama-Einhorn" gebracht hatte, obwohl dass doch der Weihnachtsmann auf dem Wunschzettel als Aufgabe hatte. Sie stockte kurz und sagte "Ach das weißt du ja, du kennst doch die Windelfeen!" Sie war felsenfest der Annahme das Engel und Feen irgendwie zusammenhängen und sie sich abstimmen/redeten. Für mich gab es kein Halten mehr, alle Dämme brachen, ich weinte zum gefühlt 1000x. Diese sachlich Abhandlung der Kinder war zum Einen natürlich sensationell, weil gut und total effektiv. Auf der anderen Seite, für so ein verdachtes/verstricktes Erwachsenengehirn, aber total verwirrend weil unberechenbar. Nur Tränen konnten in solchen Momenten helfen! 

2.Situation:
Samstagmorgen stand ich in der Küche und bereitete das Frühstück. Max spielte bereits Lego, Nina lag noch im Bett. Nina wachte auf und kam in die Küche zu mir, ich nahm sie ersteinmal in den Arm und kuschelte sie. Sie berichtete dass Jule ihr am Vortag erzählt hatte dass Dancer (Danci), eines der beiden Lieblingspferde verstorben sei. Ich wusste schon davon, hatte es bereits vor einiger Zeit von Anna (der Besitzerin) erfahren und wartete auf den Moment in dem es Thema werden würde. Parat gelegt hatte ich die Story dass er jetzt bei Mama im Himmel sei und sie sich jetzt um ihn kümmert. Jule hatte Nina genau das am Vortag im Stall erzählt und sie gab mir das nun aus vollster Überzeugung wieder. Dazu ergänzte Nina das jetzt "Herr Plüsch" in die Box von Danci eingezogen sei, er ja aber auch schon ein Opi sei. Das war es ersteinmal zu dem Thema!
Nach dem Frühstück sollten wir dann ins Auto steigen um zu Oma Anne zu fahren. Oma A. und Opa W. waren bis Donnerstag im Urlaub, alle Beteiligten freuten sich auf ein Wiedersehen.
Jedenfalls griff ich das Thema Danci im Auto noch einmal auf um auch Max bei dem Thema abzuholen, er hatte das Gespräch nicht verfolgt, wusste noch von nichts.
Ich spielte Nina den Ball zu und sie legte los. 
Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, ich würde es nicht glauben! Sie sprachen darüber dass Danci jetzt im Himmel beim Mama ist, sie sich um ihn kümmert und wenn dann noch Herr Plüsch dazukommen würde, sie ja vormittags den einen und nachmittags den anderen "machen" könnte (wie halt Reiter so reden). Ich saß wieder vorne im Auto und kämpfte mit meinen Tränen, ist denn diese Sachlichkeit zu glauben?!
Sie ließen sich von nichts beirren, gingen konstant ihren Weg und man konnte sie nur bewundern!

Uns hatten übrigens auch andere Pflichten des Alltags eingeholt. Am Freitagfrüh hatten wir einen Termin beim "Zahnarzt-Olli", einem Freund der Familie etwas älter als ich. Seine Familie und die von Irina kannten sich aus Kindesalter aus Messenhausen. Ich hatte ein wenig Respekt vor dem Termin, konnte ich nicht einschätzen a) ob er von dem Tod wusste und b) wie er reagierte. Er betrat den Raum mit Tränen in den Augen und den Worten auf den Lippen "Ich habe jetzt 3 Anläufe gebraucht, um hier in den Behandlungsraum zu kommen!" Wir unterhielten uns kurz, er hatte sichtlich zu kämpfen, versuchte aber vor den Kindern einigermaßen die Fassung zu wahren. Professionell handelte er die Kontrolle der beiden Kinder ab, ich würde die Woche darauf nochmals in die Praxis zu meiner Kontrolle kommen und dann mit ihm über alles reden. Im Nachgang schickte ich ihm den Link zu diesem Blog, um ihm damit vielleicht auch etwas die Aufarbeitung zu vereinfachen.

Einige Spieledates gab es in der Woche natürlich auch!
Am Montag waren wir im Spielkreis bei Elle (Vorkindergarten für Kleinkinder in dem sowohl Nina als auch Max waren). Sie hatte uns eingeladen, wir versprachen zu kommen. Ich nutzt gleich die Chance ein wenig Spielzeug zu verschenken, die Kinder dort würden sich freuen. Die Gespräche mit Elle und den "Muttis" waren wie immer toll. Jedes gesprochene Wort würde mir weiterhelfen das Thema verarbeiten zu können, sie erkannten daraus dass wir tatsächlich einen Weg gefunden hatten damit umzugehen. Wir bekamen sogar Geschenke, wir fanden den Besuch wirklich ganz toll.
Am Mittwoch durfte Max zu seinem Kumpel spielen, mit Nina war ich bei Suse und Kim (Freunde u.a. aus unserer "Wohngemeinschaft") zum Reiten eingeladen. Deren Pferde standen auf einem anderen Hof, es sollte also eine neue Erfahrung werden, die wurde es auch. Bestens gelaunt und voll ausgestattet ging es zum Reiterhof. Dort angekommen musste Nina die Realität erfahren, dass sie nicht das einzige Kind dort war. Sie musste sich das Pferd und die Aufmerksamkeit mit Ella, der Nichte von Suse teilen.
Anfänglich war das kein Problem, das Reiten zu zweit hintereinander sitzend wollte Nina dann aber gar nicht verstehen, hatte sie das zuvor noch nie gemacht und erst recht nicht bei anderen gesehen! Sie probierte es, wollte dann aber unter Tränen auf meinen Arm und lieber Ella die erste Hälfte alleine reiten lassen. Sie würde dann die zweite Hälfte ebenfalls ALLEINE reiten wollen. Ich tröstete sie kurz, dann war aber schon ihr Vorschlag gesetzt und alles wieder gut.
Nina war glücklich, Ella auch und wir konnten später Max abholen fahren. 

Max, bei seinem Kumpel total im Spieletunnel, wollte überhaupt nicht mehr weg von ihm und seiner Familie. Nur mit viel Gerede und auch teils deutlichen "Ansagen" kam er letzendlich mit. Zuhause angekommen sprach ich ihn an nochmals auf die Situation von davor an, ich hatte den Verdacht dass es mit dem Tod von Irina zu tun habe und er aus der dort herrschenden "heilen Welt" nicht wieder zurück in unser Zuhause kommen wollte.
Aus Gesprächen mit meiner Schwester und den Spieledates der folgenden Tage zog ich aber dass es damit nichts zu tun hatte, es mehr eine Art "Überlastungshandlung" war. Er war vom Alltag geschafft, die Abholzeit lag dazu recht spät und sein Kumpel war deutlich aktiver als er selbst, so dass sein kleines Köpfchen zu der Zeit absolute Höchstleistung bringen musste. Am Folgetag bei einem anderen befreundeten Paar mit kleiner Tochter (Sam, 3 Jahre alt) hatten wir dann gar keine Probleme!

Alles in allem war die Zeit vor dem großen Abschiedsfest wirklich anstrengend. Ich sehnte mich nach der Zeit danach, erhoffte mir dort dann etwas mehr Ruhe, weniger Stress und mehr Routinen. Vor dem Fest als solches hatte ich rießigen Respekt, mir wurde wieder regelrecht schlecht bei dem Gedanken daran. Gemeinsam hatten wir zum Glück aber auch schon einige Themen rund um die Feier in Verbindung mit den Kindern vorgedacht, Geschichten rundherum erfunden/vorerzählt so dass wir eigentlich auf allen Ebenen gut aufgestellt waren.

Was genau passieren würde, sollten die folgenden Tage zeigen....

12. - 14. September 2022

Die Tage vor der Abschiedsfeier sollten wirklich die mit anstrengendsten meines Lebens sein.

Gleich am Montagmorgen sollte das Treffen auf dem Friedhof zur Auswahl des Grabes stattfinden, Oma Anne würde mich unterstützen. An sich war die Auswahl überschaubar, ging es doch nur um die eine Stelle 3m weiter links oder halt 3m weiter nach rechts. Wir redeten uns schön dass man zumindest den Blick Richtung Pferdekoppel hätte (Luftlinie ca. 500m), viel davon gesehen hatte man aber nicht.

Die Kinder schlugen sich weiterhin tapfer, hatten aber zu Beginn der Woche etwas mit einer kleinen Erkältung zu kämpfen. Trotzdem hieß es vormittags Kindergarten, dann gemeinsames Mittagessen zuhause (oben) oder auch bei Irmi (unten). Am Montag hatte sich mittlerweile vor dem Turnen unsere Einkaufsroutine etabliert. Von Drogerie über Getränkemarkt zum Lebensmittelmarkt, alles so kalkuliert dass wir gerade so pünktlich kamen. Der Sport bei Carola war weiterhin eines der Highlights der beiden Mäuse!

Nach dem Turnen ging es zielstrebig Heim, Einkäufe verräumen und Kinder baden. Kleines Abendessen, Zähne putzen, Sandmännchen schauen und ab ins Bett. Unglaublich wie die Tage verranten!

Nach dem Zubett gehen der Kinder fragte ich Mona, eine Freundin, ob Sie mir bei der Gestaltung der Spendenflyer für Nina & Max helfen könnte. Die Idee stand schon länger im Raum, es sollten am Ausgang der Kirche die Flyer liegen mit einem kleinen Aufruf für die Ausbildung von Max und Nina zu spenden. Beide sollten das Geld zum 18ten Geburtstag erhalten, zum Einen als Erinnerung an das was in ihrem so jungen Jahren geschehen war, aber auch als kleine Unterstützung für den weiteren Weg der Ausbildung.
Leider musste ich etwas umdisponieren, so dass es nun recht knapp zur Gestaltung und der Lieferung nach Druck war. Mona zauberte wirklich einen ganz ganz tollen Flyer (siehe rechts), von Idee bis Fertigstellung vergingen max. 12 Stunden, Dienstag 13 Uhr war alles druckbereit.
Ich ließ immer recht viel über Flyeralarm drucken, hatte bis dato eigentlich gute Erfahrungen. Mit der Option "Overnight" hatte ich gar keine Bedenken bis zu Beginn des Abschieds am Donnerstag 15 Uhr die Flyer in der Hand zu halten.

Dienstag waren beide schließlich daheim, hatte sie die Erkältung nun doch etwas mehr mitgenommen. Genau das braucht man zu einer großen Abschiedsfeier die kurz bevor stand. Unmengen an Hustensaft, Hustentee, Hustenbonbons und Tempos wurden verbraucht. Trotzdem war die Laune bei beiden einigermaßen gut!

Max war wieder solch ein vorbildlicher Patient, durch  (anscheinend) die großen Mengen Tee war er bereits einen Tag später (Mittwoch) wieder in der Lage in den Kindergarten zu gehen. Ich hatte keine Bedenken, er hatte nur noch selten gehustet. Nina aber sollte sowohl Dienstag als auch Mittwoch daheim bleiben und regenerieren.

Dienstagabend baute ich in einer Nachtaktion mit vorher gesammelten Birkenstämmen unterschiedlicher Größen (danke an Olli S. und Achim P.) einen kleinen Altar für die Kirche (Bild weiter unten). Urne, Kerze, ein Bild von Irina und weitere Kleinigkeiten sollten darauf Platz finden, alles sollte zusammen einen festen Platz in der Kirche bekommen.

Für den Mittwochabend hatten wir einen gemeinsamen Termin in der Kirche vereinbart. Oma Anne, Biene, Laura, Kirstin, ich und die Kinder wollten die Kirche für den Donnerstag vorbereiten. Frau Lehr vom Kirchenvorstand sollte uns die Kirche aufschließen. Alles klappte tadellos, wir waren ein richtig gut eingespieltes Team!

Mit den Kindern hatte ich übrigens bereits am Wochenende über das Abschiedsfest für Mama gesprochen. Alle Freunde, Bekannte und Verwandte sollten die Möglichkeit bekommen sich von Ihr zu verabschieden, so die Geschichte an die Kinder. Für beide war das ok, es gab keine weiteren Fragen, es wurde nicht mit der Ausführung gehadert o.ä.. Auch in diesem Fall nahmen es die Kinder einfach so hin, sie vertrauten mir und dem was ich erzählte und das war auch gut so (ich würde sie nicht enttäuschen und immer bestmöglich umsorgen/beschützen).

In Summe war es, und da kommen wir wieder zum Anfang zurück, ein wirklich schwere und anstrengende Zeit. Wenig Schlaf, viele Gedanken um verschiedenste Themen (Abschiedsfeier, Rentenantrag, kranke Kinder, Präsentation der Absschiedsfeier den Kindern gegenüber, ...) waren der Alltag. Auf Grund der vielen Gedanken und der verbundenen Trauer konnte ich wieder kaum über 3 Ecken denken.

15. September 2022

Unser Wecker klingelte wie jeden Tag um kurz nach sieben. Bereits mit dem Aufstehen war mir schlecht, solche Tag verbringt man normalerweise alleine im Bett bei abgedunkelten Fenstern (ging natürlich nicht!).

Nina "bellte" weiter zum Aufwachen wie ein kleiner Hund, die Erkältung hatte sie weiterhin voll im Griff, an Kindergarten war nicht zu denken. Max war glücklicherweiße fit und konnte problemlos die Kita besuchen, mit beiden zusammen hätte ich wahrscheinlich den Vormittag kaum überstanden.

Einkaufen (Ablenkung!) stand auf dem Zettel, der Kühlschrank und die "Kindervorräte" neigten sich langsam dem Ende.
Nina und ich brachten Max zum Kindergarten und fuhren direkt weiter zur 1. Station, dem Drogeriemarkt unseres Vertrauens.
Vielleicht bildete ich es mir ein, ich meinte aber bereits beim Betreten des Marktes zu erkannt zu haben, dass die meisten Mitarbeiter schwarze Oberteile unter ihrer weißen Dienstbekleidung trugen.
Wir sammelten unsere Sachen zusammen und wanderten zur Kasse. Dort angekommen legten Nina und ich gemeinsam die Waren auf das Kassenband, die Dame an der Kasse kassierte uns normal ab. Kaum hatten wir den Bezahlvorgang abgeschlossen, platzte es aus ihr heraus.
Sie drückte mir in vollem Mitgefühl ihr Beileid aus und wünschte mir für die Zukunft alle Kraft die nötig wäre, um die Situationen die da kommen meistern zu können. Sie wussten es also doch und ich war einmal mehr überrascht, welche Kreise der Tod von Irina gezogen hatte und welch positiven Eindruck Irina mit ihrer unglaublichen Ausstrahlung bei allen, selbst im Einkaufsmarkt, hinterließ.

Über den Lebensmittelmarkt, mit Weckhörnchen vom Bäcker für Nina, ging es letztendlich wieder nach Hause. Alles ging meinerseits wie ferngesteuert, ich wünschte mir einfach nur der Tag wäre schon vorbei.

Mir wurde wirklich von Stunde zu Stunde immer schlechter!
Um die Mittagszeit kam mir der Gedanke wie und wann wir drei denn überhaupt in die Kirche sollten, der Start war für 15 Uhr angesetzt. Sollten wir schon gleich zur Öffnung um 14.15 Uhr dort sein oder vielleicht doch erst kurz vor knapp erscheinen?! Wie würden es die Kinder am besten verkraften?! Ich befragte meine Schwester die mir ganz klar zu "kurz vor knapp" und idealerweise über den Seiteneingang riet.
Mir erschien das nach kurzer Überlegung auch als sinnvoll, wollte ich doch um jeden Preis erhalten was wir seit dem Tod von Irina aufgebaut hatten. Die Angst dass die vielen Trauernden doch ein Umdenken bei den Kleinen einleiten würden war sehr groß.

Zum Mittagesse  gab es für beide einen klassischen Grießbrei mit Apfelmuss und Zimt, beide hatten nicht im Ansatz so mit dem Essen zu kämpfen wie ich. Gemeinsam suchten wir danach die Kleidung für den festlichen Anlass aus, beide wussten um den gemeinsamen Abschied mit allerhand Freunden und Bekannten. Bedenken äußerte keiner von beiden. Abgestimmt war übrigens auch, dass beide jederzeit die Kirche mit der Patentante verlassen könnten, falls es Ihnen zu viel werden sollte. Beide schauten mich zwar an als ware ich von einem anderen Stern, weil sie nach meiner Sicht nicht verstanden hatten, was denn genau "Gründe" sein können den Abschied der Mama zu verlassen, sie nahmen es aber so hin.

Gegen 14 Uhr stand Oma Anne und Opa Winfried vor der Tür, wir bereiteten die beiden Mäuse vor, zogen sie an und machten kurz eine "schicke Frisur". Oma und Opa wanderten danach direkt zur Kirche, Max und Nina durften noch eine extra Folge ihrer Lieblingsserie schauen (was will man sonst in einer solchen Situation mit Kindern machen), ich machte mich ebenfalls fertig.

Eine Sache muss ich "kurz" an dieser Stelle loswerden worüber ich mich wirklich sehr sehr sehr geärgert hatte:
Wie geschrieben hatte ich mit Mona den Flyer für die Spendenaktion "Sternentaler für Max & Nina" entwickelt.
Über ein neu eingerichtetes Konto der Volksbank Dreieich sollten die Besucher der Abschiedsfeier die Möglichkeit bekommen, Geld explizit für Max und Nina überweisen zu können.
Beide sollten es mit Volljährigkeit erhalten, beide sollten noch einmal an den frühen Tod ihrer Mama erinnert werden, ein kleiner symbolischer Grundstein für Ausbildung, Studium oder sonstigen Weg sollte geschaffen werden, so die Idee.
Die Flyer sollten am Ausgang und dem Kondolenzbuch ausliegen, jeder sollte sich einen mitnehmen können.
Auf der Vorserseite ein hübsch gestaltetes Bild von Max und Nina die Sterne einsammelten und auf der Rückseite ein wunderschönes Urlaubsbild von uns, der "heilen kleinen Familie" und natürlich den notwendigen Bankdaten zum Konto.
Der fertiggestellte, komplett druckfertige Flyer ging via "Overnight-Option" an Flyeralarm am 13.09. gegen 13.30 Uhr.
In einer Email angekündigt war die Zusendung bis spätestens 15.09. um 14.45 Uhr, also bis kurz vor knapp.
Was soll man sagen, der Flyer kam nicht!!

Selbst am 15.09. um 23.59 Uhr war vom Flyer weit und breit nichts zu sehen. Was von der Aktion blieb war also lediglich der Gedanke und der Hinweis von Frau Schindler mit Verweis auf den Blog auf dem der Flyer als Bild hinterlegt sei.
Ich könnte mich hierzu wirklich um Kopf und Kragen schreiben! Das ist nach meiner Ansicht an Unprofessionalität überhaupt nicht zu topen! Wenn das, aus mir nicht bekannten Gründen und egal ob Flyeralarm direkt verschuldet oder nicht, nicht "overnight" eingehalten werden kann, muss diese Option einfach gestrichen werden. Ich hatt noch nicht einmal einen Hinweis bekommen dass die Zustellung zum zugesagten Termin nicht eingehalten werden kann!

Den Flyer findet man nun als Bild ganz am Anfang dieser Seite. Ich bin wirklich dankbar über jeden Cent der für beide zusammenkommt, ist die Ausbildung doch der Grundstein für alles Weitere im Leben. Danke vorab vielmals!

Wieder zurück zum Thema:
Wir gingen 14.50 Uhr los. Zur Kirche konnten wir vom Balkon aus schauen, 5 Minuten Fußmarsch waren selbst mit den Mäusen kein Problem. Wir liefen auf die Kirche zu und sahen schon eine riesige Schlange an Menschen die am Kondolenzbuch vor der Kirche standen, es war wie von mir erwartet. Ich leitete beide direkt zum Seiteneingang bei dem bereits Pfarrerin Schindler stand. Wir begrüßten uns kurz und gingen nach kurzem Gespräch gemeinsam in die Kirche. Ich war so im Tunnel, nur auf die Kinder fixiert, dass ich lediglich wahrnahm dass die Kirche voll besetzt war.
Einzig eine Person ist mir aufgefallen: Marc, Saunabauer meines Vertrauens, mit dem ich bis vor dem Tode regelmäßig zusammenarbeitete. Mit ihm hatte ich nicht gerechnet! Ich fand es ganz toll ihn zu sehen, kannte er doch Irina nur aus Erzählungen von mir (gesehen hatte er sie meines Erachtens noch nie).

Der Gottesdienst begann. Es war ein auf und ab (eher ab und ganz weit ab) der Gefühle, ich ringte immer wieder um Fassung, mit Bedacht um die Kinder, die zwischen mir und Ihrer Patentante saßen. Beide saßen, wie immer in der Kirche, still und nahezu regungslos auf ihren Stühlen. Nina kuschelte sich an mich (sie war aber auch krank und müde, nicht zu vergessen) und Max griff immer wieder nach meiner Hand.
Der Plan, beide über den Seiteneingang an der Menschenmenge vorbei zu schleusen und dazu zu hoffen, dass beide von der großen Trauer "hinter ihrem Rücken" nichts mitbekommen, schien einigermaßen aufzugehen. Sie lauschten Pfarrerin Schindler, aber welches Kind in dem Alter kann einer solchen Zeremonie von rund 40 Minuten wirklich im Detail folgen?!

Frau Schindler machte es großartig (sofern man das so beschreiben kann), sie sprach immer wieder die Kinder, mich und die Angehörigen an. Sie hatte sich wirklich gut vorbereitet und gab den Menschen Irina 1:1 so wieder wie sie wirklich war, ganz als hätte sie sie gut gekannt.

Wir kamen zum Schluss der Zermemonie, den ich, wenn ich ehrlich bin (vielleicht auch zum Glück), gar nicht mehr so auf dem Schirm hatte. Meine Schwester Annett sollte zum Schlusslied der Orgel die Urne nehmen und gefolgt von Pfarrerin Schindler, mir, den Kindern Max und Nina und danach den restlichen Angehörigen die Kirche zum Haupteingang verlassen. Wir sollten also an allen Trauernden vorbeilaufen! Ringte ich am Anfang noch um Fassung verlor ich diese vollends beim Anblick der vielen weinenden Gesichter. Mein Blick viel zu Boden, es gab für mich kein Halten mehr! Irgendwie versuchte ich noch die Kinder bei mir zu behalten, es war einfach nur schlimm für mich.

Draußen angekommen wanderten wir auf die Seite Richtung Pfarrhaus, die Pietät übernahm die Urne und verließ unmittelbar den "Platz der Trauer". Nun kamen auch die engsten Angehörigen und begrüßten uns, gab es doch bis dahin noch keine Möglichkeit dazu. Zum Glück war die Stimmung gleich eine ganz andere! Mir ging es deutlich besser und sogar die Kinder flitzten zwischen Jule und uns, der direkten Familie, hin und her.

Oma Anne bot an die Kinder mit zum Stall, der Ort der nachfolgenden Feier, mitzunehmen. Ich hatte dadurch ein wenig Zeit ein Teil der Menschen begrüßen zu können und einige angenehme Gespräche zu führen. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen, war doch endlich die von mir so gefürchtete Trauerfeier (der offizielle Abschied) vorbei.
Ich behaupte mal, dass es mir zu diesem Zeitpunkt besser ging als einem Großteil der anderen Menschen dort auf dem Platz. Ich gebe an dieser Stelle aber auch zu bedenken, dass erstens, wir diesen "Trauerdruck" bereits seit Wochen mit uns herum trugen und wir zusätzlich dazu uns mit der Zeremonie einiges an Arbeit aufgehalst hatten. Das, zusätzlich zur Trauer und dem neuen Alltag, war fast unmenschlich!

Relativ spät kam ich hinten im Stall an.
Parallel dazu wurde gerade von Marcel und den ganzen ehemaligen Kollegen von Irina und mir, aus Garden Eden Zeiten, das Essen angeliefert und trapiert. Sie alle dort im Einsatz für Irina und uns gesehen zu haben, an einem Ort der uns ebenso aus dem Alltag vertraut war, war ein ganz tolles Gefühl. Das war keine Trauerfeier!!! Das war "unser" Ort an dem man nun mit Angehörigen, Freunden und Bekannten zusammengekommen war, um gute Gespräche zu führen und auf Irina anzustoßen. Genau so hätte sie es sich gewünscht, genau so habe ich es mir gewünscht. Genau so hatte ich es für die Kinder gedacht!

Jule hatte bei meiner Ankunft bereits eins ihrer Pferde geholt und die Kinder auf dem Rücken von "Dumbli" durch die Halle geführt, ich musste mir gar keine Gedanken um beide machen, auch das war wieder so-oooo toll!

Kurz nach 20 Uhr waren wir daheim.
Nahezu ohne weitere "Kompliaktionen" ging es in den Schlafanzug und nach Sandmännchen direkt ins Bett. 20.45 Uhr schliefen beide und ich konnte beginnen den Tag sacken zu lassen. Ehrlich gesagt "sackte" nicht so viel. Ich saß stumpf auf der Couch schrieb noch einige Nachrichten mit meinem Handy und ging dann ins Bett.

Alles in Allem war wirklich alles (bis auf die Flyer) gelungen! Ich danke allen die sich teilweise zum wiederholten Male für Irina, mich und die Kinder aufgeopfert hatten. Ich hatte lange überlegt die Namen aufzulisten, mache das nun doch in der Hoffnung niemanden vergessen zu haben (und wenn dann bitte nicht böse sein!!):

- Pfarrerin Schindler und das Team der evangelischen Kirche Götzenhain
- Kirstin und Kai
- Oma Anne und Opa Winfried
- Biene und Laura
- Irmi, Matthias, Olli und Jule
- Marcel, Melanie, Katja, Ewa und das ganze Garden Eden Team rund um Herrant V.
und wahrscheinlich noch einige Personen mehr!

Bedanken will ich mich auch bei allen die am Abschied, egal ob "nur" in der Kirche oder auch später im kleineren Kreis im Stall, teilgenommen haben. Irina als auch ich sind immer Menschen gewesen die lieber gegeben als genommen haben, ein einfaches "Danke" ist nach ihrem und auch nach meinem Verständnis viel viel zu wenig. Explizit sie hätte jedem vor Dankbarkeit im Nachgang zu Füßen gelegen, hätte sich selbst als viel zu "unwichtig" gesehen, dass um sie herum so etwas tolles zelebriert wird.

Sie kann es leider nicht mehr sagen, ich aber stellvertretend:

DANKE, DANKE, DANKE !!!

16. - 18. September 2022

Der erste Tag nach dem gemeinsamen Abschied sollte in aller Ruhe, dafür aber recht früh starten. Ich hatte bereits 8.30 Uhr einen Zahnarzttermin, dieses Mal sollte ich statt der Kinder zur halbjährlichen Kontrolle. Sowohl Nina als auch Max waren hingegen voller Vorfreude in den Kindergarten zu dürfen, war Nina mittlerweile doch 3 Tage krank daheim. Es ging beiden gut, ich sah also keine Einwände.
Die Abschiedsfeier vom Vortag war zu keiner Zeit ein Thema, weder haben wir darüber gesprochen noch hatten sich die Kinder untypisch verhalten. An sich war es ein, wie seit dem Tod von Irina, "normaler" Morgen sogar mit Grießbrei vom Vortag zum Frühstück. Damit konnte es doch nur ein guter Tag werden!

Der Vormittag lief komplett nach Plan. Während die Kinder im Kindergarten waren konnte ich zum Zahnarzt und diverse Dinge der Feier vom Vortag klären/rückbauen/abwickeln.
Einzig das Gespräch mit der Zahnarzthelferin, die auch in der Vorwoche uns als Familie begrüßte, war etwas umfangreicher. Sie war selber junge Mutter und war natürlich geschockt von dem was passiert war. Sie sprach mir, in Teilen unter Tränen, ein großes Lob aus dass man den Kindern den Tod der Mutter nicht anmerken würde und so war es auch. Nina und Max akzeptierten den Tod Ihrer Mutter so unverständlich gut, dass Externe es gar nicht verstehen konnten und ich in Teilen auch immer wieder geplättet war von der Sachlichkeit und Selbstverständlichkeit die beide an den Tag legten (ich weiß, ich wiederhole mich diesbezüglich).

Nach dem Kindergarten besuchten wir kurz den gegenüberliegenden Kindergarten, dort war durch Zufall eine Freundin mit Ihrer kleinen Tochter. Wir verweilten dort einige Zeit, fuhren dann aber Heim hatten wir drei doch ein wenig (Mittags-)Hunger. Ich beschloss den Nachmittag mit beiden daheim zu verbringen, waren die Freitage zuvor (also auch vor dem Tod) sonst immer recht wild und da diese Woche eh ein kompletter Ausnahmezustand war, erachtete ich es als sinnvoll. Beide spielten ausgiebig miteinander, es gab keine besonderen Vorkommnisse, keine Eskalationen, keine Breakdowns o.ä.. Um 17.30 Uhr lagen beide in der Badewanne, die kalte Jahreszeit begann und beide schienen das Verlangen danach (sonst wurde im Sommer bisher immer geduscht). Auch hier wieder keinerlei Probleme, selbst das Haarewaschen ging ohne Theater. Nach einem Abendessen und den üblichen Routinen lagen beide pünktlich um 20 Uhr im Bett.

Es hätte ein schlimmer Tag werden können, aber auch hier schienen die Pläne zum Vortag aufgegangen zu sein.

Für Samstag und einen Teil des Sonntag hatte ich von Oma Anne und Opa Winfried "frei" bekommen, die Kinder durften gleich am Samstagmorgen um 11 Uhr zu Ihnen.

Die Zeit alleine war für mich mittlerweile doch etwas mehr von Trauer geprägt. Gerade an so einem normalen Samstag mit Aufgaben Zuhause wie putzen, Wäsche waschen oder dann auch später im Fitnessstudio, setzte mir der Abschied von Irina zu. Ich musste nahezu dauerhaft laute Musik hören, überwiegend auch "ältere" Lieder aus meinen Mittzwanzigern (die Zeit vor Irina) bei denen mir einfach die Tränen kamen. Am schlimmsten traf mich die unsortierte Playlist meines Handys vollkommen unvorbereitet im Fitnessstudio bei "Sky and Sand" von Paul Kalkbrenner, eines unserer Lieder zur Hochzeit. Ich saß auf der "Beinpresse" und heulte. Ob es jemand mitbekommen hatte wusste ich nicht, es war mir aber auch egal.

Abends sollte es dann auf die Götzenhainer Kerb gehen, der ich mich eigentlich durch meine Vorstandsarbeit im Kerbverein verschrieben hatte, dieses Jahr war an Mitarbeit natürlich nicht zu denken.
Es war ein schöner Abend mit guten Freunden, etwas Alkohol und vielen Gesprächen, natürlich auch rund um Irina.
Schön war auch mal wieder alleine im Bett zu schlafen und nicht um 7 Uhr aufstehen zu müssen. Um 10.30 Uhr überlegte ich dann langsam aus dem Bett aufzustehen, zum Glück ohne Kater oder Kopfschmerzen.

Die Abholung der Kids machte ich kurzerhand mit Oma Anna für 14 Uhr aus, so konnte ich weiter Zuhause etwas werkeln. Ich machte u.a. den "alten" Mitch (meinen VW Touran) sauber, sollte der doch bald verkauft werden.

Die Kinder hatten bei der Oma und beim Opa wieder eine ganz tolle Zeit. Oma war mit beiden am Vortag im Waldzoo in Offenbach, Tiere sind für beide schließlich immer eine Sensation. Als ich ankam spielten beide ganz entspannt.
Oma Anne und ich tauschten uns noch über die Erlebnisse des Tages aus, musste sie sich nun doch auch an die "normalen" Situationen eines Alltags mit beiden gewöhnen. Es waren Themen wie "Nina will immer ohne Decke schlafen!" oder "Max hat Nina gekniffen weils sie "xyz" gemacht hat!", so das was man halt mit zwei Geschwisterkindern in dem Alter hat.
Anschließend haben wir noch ein wenig das veranstaltete Chaos aufgeräumt und sind nach Hause gefahren. Beide waren doch weiterhin gesundheitlich ein wenig angeschlagen, schnieften wieder ein bisschen mehr, waren spürbar geschafft. In letzter Sekunde konnte ich Nina erneut davon abhalten im Auto einzuschlafen.
Aus Erfahrung heraus war mir klar, dass die Laune nach einem "Powernap" eigentlich immer eher schlecht war und man abends entsprechend länger zum Einschlafen braucht. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Wir hörten laut die übliche Kindermusik und sangen alle drei heiter und fröhlich mit.

Zuhause angekommen wurde wie am Freitag gespielt. Beide beschäftigten sich mal gemeinsam, dann aber auch wieder alleine. Max baute mit Nina und mir Lego, dann auch wieder ganz alleine. Nina ging zwischenzeitlich basteln, rutschte ein wenig im Kinderzimmer und kam zurück und klebte Pferdesticker ins Stickerheft auf der Couch. Klar gab es auch hier 2-3 Auseinandersetzungen, weil meist Nina etwas anders machte als Max sich das vorstellte, aber nichts was ich als daneben sitzender Papa mit Worten nicht regeln konnte.
Sie waren vom Wesen her einfach zwei ganz entspannte Kinder, das musste man immer wieder, auch im Vergleich zu anderen Kindern, feststellen.

Um 20 Uhr waren wieder alle im Bett.
Dieses mal Nina mit Schlafsack, so hatten wir es besprochen, so hatte sie es akzeptiert. Gut, wir musten etwas nachjustieren, dass die Beine komplett im Sack verschwunden waren, war plötzlich nicht mehr ok.
Den Reißverschluss im unteren Drittel offen zu lassen fand sie und ich dann aber einen vernünftigen Kompromiss, hatte sie doch eh Socken und einen langen Schlafanzug an.

Wir würden sehen ob der Schlaf gut sein würde.

19. - 25. September 2022

Wir machten uns mittlerweile immer besser, wir standen teilweise morgens schon um 9 Uhr :-) vor dem Kindergarten (nicht immer, aber immer öfter).

Die Tagen waren weiterhin, sowohl für die Kinder als auch mich, ordentlich gefüllt. Morgens gingen beide weiterhin zum Kindergarten, nachmittags waren immer wechslende Programmpunkte eingebaut. 
Am Montag war fix der Carola HSV-Turnen Tag angesagt. Davor gingen wir alles für den Alltag shoppen, danach mussten beide ihre Schwimm- und Tauchkünste in der heimischen Badewann unter Beweis stellen.
Am Dienstag sorgte Jule und Olli mit den Pferden Dumbli und Don für (Reit-)Unterhaltung.
Am Mittwoch spielte Oma Gaby die Alleinunterhalterin, ich ging derweil mit meinem (Sanitär-/Heizungs-) Bruder etwas arbeiten, holte die Mäuse gegen 16 Uhr wieder ab.
Am Donnerstag stand nachmittags ein Treffen mit Mona und Sam, erst bei den Pferden und später zum Spielen und Pizzaessen daheim an. 
Den Wochenabschluss durften Oma Anne und Opa Winfried mit beiden zelebrieren. Nach der Arbet mit meinem Bruder Stefan und einem gemeinsamen Abendessen bei Oma & Opa ging es nach Hause und zielstrebig ins Bett.

Besonderheiten gab es nur wenige, die Kinder waren weiterhin "normale" Kinder. Sie vertrauten mir und dem Umfeld, jeder gab sich enorm Mühe und die Kinder genossen einfach nur die Abwechslung bei den ganzen lieben Menschen um sie herum.

Einige Punkte muss ich trotzdem aufgreifen:
Am Montag zum Beispiel, besuchten wir beim Shopping-Trip unsere favorisierte Drogerie. Wir erledigten unsere Einkäufe und wanderten zur Kasse um dort zu bezahlen. Ich nutzte die Möglichkeit mich für die Trauerkarte und das tolle Paket mit allerlei Nützlichem zu bedanken. Die Dame fragte mich ob ich sie nochmal ein "aktuelles Bild" von Irina sehen dürfte, das war natürlich kein Problem. Wir verliesen den Laden Richtung Auto, wo ich dann beide Mäusepiloten anschnallte.
Es kam ein Mann, ungefähr meines Alters, aus dem Geschäft sichtlich getroffen direkt auf mich zu. Er klopfte mir ohne Vorwarnung auf die Schulter und drückte mir sein Beileid aus und wünschte uns dreien viel Kraft. Kurz dahinter erschien seine Frau tränenüberströmt! Mit weinerlicher Stimme erzählte sie, dass sie unsere Geschichte mitbekommen hatte und es sie enorm treffe. Beide hätten zusammen eine 9monatige Tochter und wohl noch zuvor im Laden um Kleinigkeiten gestritten. Sie sagte zu mir, dass unsere Situation ihr gezeigt hätte, dass es oft so sinnlos sei über nichtige Themen im Alltag zu streiten, man müsse doch einfach froh sein dass man einander hat.
Ich war etwas überwältigt, rechnet man doch beim Einkauf nicht mit so etwas. Mir zeigte es nur wieder, wie toll und mitfühlend die meisten Menschen doch sein können, wenn man sie denn lässt und ihnen die Möglichkeit dazu gibt.

Nach dem ausführlichen Donnerstagprogramm mit Mona, mir und den drei Mäusen Max, Sam und Nina saßen wir zum Sandmännchen bereit auf der Couch. Plötzlich schoßen Nina die Tränen in die Augen, sie würde die Mama vermissen, möchte dass sie wieder zurückkommt. Es war für Ihre Verhältnisse spät, der Tag war ziemlich ausgiebig und die Konstellation mit Mona bei uns in der Wohnung hat ihr anscheinend etwas zu denken gegeben. Ich setzte mich näher zu ihr, äußerte vollstes Verständnis und dass mir die Mama ebenfalls fehlen würde, wir aber leider keine Chance hätten sie zurück zu bekommen. Ich ergänzte natürlich die ganzen "Klassiker" z.B. wie toll wir das alles machen und dass wir doch immer die tollen Erinnerungen mit der Mama haben und und und. Max stieg zusätzlich ins Gespräch ein und unterstütze meine Thesen, so dass wir keine zwei Minuten später alle eng aneinander gekuschelt auf der Couch lagen und endlich Sandmännchen schauten. Mir zeigte diese Situation dass man doch immer auf kleinere "Rückschläge" eingestellt sein müsse und dass doch alles anders kommen kann, als man es "vor-"denkt. Ich hätte nämlich fest gewettet dass eher Max in solch ein Loch fällt als Nina.

Von Samstag auf Sonntag übernachteten wir bei Opa Peter und Oma Petra, wir hatten sie kurzentschlossen im 300km entfernten Rudolstadt besucht. Wir verbrachten den Nachmittag im Garten beim Goldfischteich, Nina & Max halfen zu füttern und den Teich zu reinigen. Der anschließende Kuchen entschädigte für die "schwere Arbeit". Wieder bei Oma und Opa zuhause angekommen gab es Geschenke, der Abend war gerettet. Nachts schliefen beide zusammen (ohne mich) im Gästezimmer auf dem Gästebett. Erst morgens kurz nach fünf kamen sie, Hand in Hand, an meine Schlafgelegenheit ins Wohnzimmer gewandert. Ich ging mit beiden zurück in deren Bett, dort kuschelten wir uns eng aneinander und schliefen nochmals 2 Stunden. Für mich war aus der Situation herraus klar, dass beide künftig auch zuhause wieder in deren Betten schlafen sollten. Es war ein kurzer aber schöner Ausflug zu den Großeltern die wir doch mit Abstand am wenigsten gesehen hatten. Wieder bei uns zuhause angekommen, bauten wir gemeinsam die Kinderbetten um. Den Fallschutz demontierte ich kurzer Hand, beide offenen Seiten stellte ich nun aneinander, so dass eine große Liegefläche entstand. So sollte es funktionieren dachte ich und so war es auch!
Wir waren an dem Sonntag so platt, dass wir wiklich bereits um 19 Uhr im Bett gewesen sind. Ich wachte nach 1,5 Stunden wieder im Mini-Kinderbett auf, machte mich "richtig" bettfertig und verkroch mich in (nun) MEIN Bett. Was hatte ich gut geschlafen, die Kinder auch! Erst am nächsten Morgen um 7 Uhr standen beide bestens gelaunt am Bett, auch sie schienen den Schlaf gebraucht zu haben.

26. September - 09. Oktober 2022

Es war nicht geplant so lange nicht im Blog zu schreiben, doch die letzten 2 Wochen waren wirklich intensiv und anstrengend.

Es gab Dinge, die funktionierten einfach unglaublich gut, wie das Schlafen im eigenen Bett oder allgemein die Routinen mit dem Kindergarten und den Omas, oder auch dass beide mal voneinander getrennt abschalten konnten, Max bei einem Freund und Nina bei den Pferden.

Dann gab es wiederum Dinge, die uns bzw eher mich fast komplett aus der Bahn geworfen hätten.
Es fing an mit dem 27. September dem Tag der Beisetzung von Irina. Mit Mühe und Not konnten ich in nahezu letzter Minute, in Kooperation mit Kirstin, das Grabmal gestalten und zum Friedhof bringen. U.a. die Gravur des Schildes wollte einfach nicht gelingen, der Mann aus dem Laden rief mich hierzu mehrfach an, wir waren sogar schon zur Abholung da, es sollte einfach nicht „normal“ klappen (Fräserprobleme, Probleme mit dem Material, …). In Nachtarbeit konnte ich dann alles vollenden, kurz vor der Beisetzung alles auf dem Grab platzieren.

Die Zeremonie im engsten Kreise hatte erneut Pfarrerin Schindler gehalten, wieder absolut würdevoll und angemessen.
Die Kinder akzeptierten die Beisetzung, erklärte ich den beiden im Vorfeld, dass das Grab der Altar für die Leute sei, die nicht unser Wohnzimmer besuchen könnten.
Natürlich versuchte ich während der Zeremonie nicht zu weinen oder die Fassung zu verlieren, ganz allein den Kindern wegen! Für beide war es ein Termin wie jeder andere auch, gefühlt nahmen Sie es einfach so hin, es gab weder Rückfragen noch Probleme oder ähnliches.
Ich war im Nachgang betrachtet froh dass wir auch diesen Schritt hinter uns gebracht hatten und hoffentlich künftig mit dem richtigen Alltag beginnen könnten.

Mittlerweile war ich der festen Überzeugung, dass wir auch Irinas Auto (Mylo) verkaufen müssten, der Familienrat tagte und stimmte zu. Ich hatte rein technisch gesehen bei jeder Fahrt ein schlechtes Gewissen, irgendwie immer den Gedanken es würde bald etwas kaputt gehen. Mein Auto (Mitch) sollte sowieso verkauft werden, das hatte ich mit den Kindern ebenfalls geklärt, als Alternative hatte ich meinen neuen „Firmenwagen“ (Handwerkerauto mit 3 Sitzplätzen vorne -> sie liebten es!) schon in der Garage.
Es sollte so kommen, dass der erste Interessent, der für mein Auto kam, dieses auch direkt gekauft hatte. Am gleichen Tag inserierte ich dann noch den Audi von Irina, diesmal dauerte es zwei Tage bis jemand kam, um es zu kaufen. Und was soll ich sagen, eine Stunde nach dem Kauf bekam ich ein Bild vom Käufer des Audis zugesendet mit leuchtender Motorkontrollleuchte im Tacho und dem Hinweis, dass das Auto nur noch 30 kmh schnell fährt und stark rußt. Es muss sich auf der Fahrt irgendetwas verabschiedet haben, mein Bauchgefühl sollte mich also wieder nicht getäuscht haben.
Das Auto ging am Folgetag in eine Fachwerkstatt die einen Schaden von rund 1600€ attestierte. Es handelte sich um einen Privatverkauf mit Ausschluss der Sachmängelhaftung, trotzdem hatte ich kein gutes Gefühl dabei. Ich sah es fast als Pflicht mich an den Kosten zu beteiligen, wir einigten uns auf 50:50, ich hoffte damit für immer mit dem Auto (und dem Käufer) Ruhe zu finden.

Es sollte noch mein Geburtstag der 4. Oktober folgen. Am Vortag hatte ich mit den Kindern unseren klassischen Geburtstagskuchen gebacken, beide freuen sich auf meinen Geburtstag! Wir setzten uns morgens an den Frühstückstisch und schnitten den Kuchen an, beide sangen aus Leibeskräften Geburtstagslieder für mich. Ich jedoch saß da und musste aus tiefster Trauer zu Irina (sie fehlte gerade an dem Tag soooo sehr) weinen. Beide Kinder verstanden die Welt nicht mehr, ja auch vollkommen verständlich, war ein Geburtstag für beide doch der schönste Tag im Jahr.
Für mich nach all dem Erlebten definitiv nicht, ich war froh als der Tag endlich vorbei war!

Mit der Woche meines Geburtstages sollte auch die richtige Routine starten, Kindergarten bis 15:00 Uhr mit Mittagessen und meine berufliche Tätigkeit bei meinem Bruder.
Was passte da natürlich besser ins Bild als eine ganze Woche Krankheit (Corona wie sich später herausstellte -> Ironie off). Es konnte kaum schlimmer kommen!
Es ging uns durchweg okay, aber wir waren krank und mussten zuhause bleiben. Anfänglich habe ich die Zeichen gar nicht richtig deuten können, erst als Oma Gaby positiv getestet war kam auch mir der Gedanke, dass die Kinder irgendetwas eingeschleppt hatten und so war es auch. Um alles abzurunden: Oma Anne und Irmi waren auch positiv und das sogar länger als wir.

Runtergeschrieben liest sich die Zeit sicher nicht schön, die unkomprimierten zwei Wochen waren einfach nur schrecklich. Es konnte künftig also eigentlich nur eine Richtung geben -> steil bergauf (so hoffte ich)!!

10. - 30. Oktober 2022

Ganze drei Wochen habe ich jetzt nun nicht mehr im Blog geschrieben und ehrlich, ich fühlte mich durchaus den ein oder anderen Abend schlecht deswegen. Ich wollte, konnte aber nicht. Mir fehlte regelrecht die Energie, sofern ich denn dafür Zeit hatte.
Die besagten letzten 21 Tage waren geprägt von Krankheiten, der nicht enden wollenden deutschen Bürokratie und dem Versuch Ordnung und Struktur in unser Leben / unsere Wohnung zu bringen und natürlich weiterhin der Trauer die allgegenwärtig war.

Ich fange an mit dem Thema Krankheit.
Wie geschrieben hatte Corona uns voll erwischt, wir alle waren auch 1-2 Wochen danach nicht 100%ig fit, unserem Umfeld / den Unterstützern ging es identisch, nahezu jeden hatte es erwischt.
Es war Tag für Tag, auch auf Grund der diversen Infekten die beide abwechselnd nach Hause brachten oder sich gegenseitig zutrugen, für mich ein Balanceakt! Wer kann in den Kindergarten, kann überhaupt einer von beiden in den Kindergarten (und wenn ja wie lange), wer kann oder kann überhaupt jemand die beiden Betreuen, in wie fern kann ich Stefan (meinen Bruder, bei dem ich nun ab 1.10. im Angestelltenverhältnis stand) unterstützen / die eigentlichen Pläne der Vorwoche realisieren, wie bekomme ich den Haushalt geregelt, … .
Nina wurde rund eine Woche nach Corona zum zweiten mal gegen u.a. Masern geimpft. Ich bin ehrlich, eigentlich hätte ich noch gewartet, die Auflagen des Kindergartens scheinen aber so streng dass ich schon daran erinnert wurde dass das noch aussteht, entsprechend wollte ich den bereits verschobenen Termin nicht nochmals verschieben. Resultat: 3 Tage später war Nina erneut mit 39°C Fieber daheim, irgend ein Infekt hatte die Schwäche des Immunsystems genutzt und voll eingeschlagen, Max ging es vorerst gut.
Nina war erneut 4 Tage komplett am Boden, an Kindergarten oder rausgehen war nicht zu denken. Max durfte zwischenzeitlich mal zu den Omas oder auch zu meiner Schwester, so dass nur wir beide die Zeit zuhause verbrachten. Nina war keine 2 Tage wieder im Kindergarten war Max an der Reihe. Gleiches Spiel, glücklicherweise nur leicht erhöhte Temperatur, Husten, Abgeschlagenheit, Schlappheit usw.. Hustensaft und Erkältungsbalsam waren unsere täglichen Begleiter, ich stärkte mich dauerhaft mit Ingwertee mit Honig und Zitronensaft, Vitamin C + Zink und Wick Erste Abwehr Nasenspray.
Wie sehnte ich mir einen „normalen“ (sofern man davon reden kann) Alltag herbei, weit gefehlt! Die Pechsträhne in Bezug auf Krankheit wollte einfach nicht abreißen.

Das nächste Thema „Deutsche Bürokratie“.
Ganz ehrlich, mir fehlen die Worte über den Wahnsinn den ich in den letzten Woche dazu erlebt habe. Ich war stets gut vernetzt, selber nicht auf den Kopf gefallen, hatte immer jemanden der mich unterstützte oder der jemanden kannte der (teilweise gegen Bezahlung) unterstützen konnte. 
Aber das war und ist der absolute Hammer und bei den Gedanken daran werde ich echt sauer!
Egal ob Krankenkassen, Deutsche Rentenversicherung, Nachlassgericht, Familienkasse, Ortsgericht, Friedhofzweckverband oder Versicherungen.
Ist die Verarbeitung des Todes meiner Ehefrau, der alltägliche Umgang damit in Verbindung mit den Kindern, wobei gefühlt jeder Satz / jede Handlung den beiden gegenüber sorgfältig überdacht werden muss, nicht schon schlimm genug, die Lawine die in einem solchen Fall auf jemanden zurollt ist einfach nur gigantisch und ein absolutes Armutszeugnis für ein Land wie Deutschland. „Schnell“ und „unbürokratisch“ ist da gar nichts, automatisch oder kostenfrei erst recht nicht, ich könnte wirklich platzen vor Wut!!
Wie soll das ein „Normalo“ schaffen der nicht in der „komfortablen“ Situation ist wie wir. Ist derjenige nicht am Tode seiner geliebten Person zu Grunde gegangen, ist es mit absoluter Sicherheit der riesige Ratenschwanz der deutschen Bürokratie.
Ich will es gar nicht im Detail ausführen wieso und warum, ich will aber 2 Tipps an dieser Stelle für jeden der das liest ausgeben (die hätten zwar die Themen nicht aufgehoben, aber das ein oder andere vereinfacht!):
1. Macht ein Testament (egal in welchem Alter ihr seid!) und 2. richtet eurem Liebsten oder dem engsten Vertrauten eine Kontovollmacht ein!
Abschließend dazu: Mein Gedanke war das alles bis zum 1.10. abgeschlossen zu haben. Stand heute kann ich von Glück reden wenn wir Anfang kommenden Jahres alles geklärt haben.
NOCHMALS: WER SOLL FÜR SOWAS IN SOLCH EINER SITUATION DIE KRAFT UND DIE KAPAZITÄT AUFBRINGEN?
Deutschland, bitte aufwachen und dringend daran etwasn ändern!!

Weiter: Struktur und Ordnung
Wie genannt war Irinas Hobby, nach den Kindern und den Pferden, die Kinderbekleidung.
Von Freundinnen hatte sie teils säckeweise überwiegend echt schöne Sachen bekommen. Irina war auch hier, wie ja bei nahezu allem, einen (in dem Fall großen) Tick drüber.
Nur mit einem Hofflohmarkt sah ich die Möglichkeit die 25 Kisten (Größe Umzugskarton) Kinderbekleidung loszuwerden. Natürlich musste alles publik gemacht werden, alles im Vorfeld durchdacht und geplant werden, und natürlich auch (ca. die Hälfte der Bekleidung) vorsortiert werden. Glücklicherweise hatte ich bei allem wieder große Unterstützung so dass wir alles in allem gut über die Bühne gebracht haben. Ca. 50% der Bekleidung ging weg, der Rest sollte einem guten Zweck zugeführt werden.
In der Wohnung nahm ich mir auch Schritt für Schritt Schränke vor und arbeitete diese durch, meist wenn die Kinder schliefen oder bei z.B. den Omas waren. Irina und ich, wir waren wirklich ein tolles Team, wir haben uns viel gegenseitig ergänzt oder uns gegenseitig „optimiert“. Genauso hatte jeder natürlich aber auch seine Bereiche in der man, man selbst sein durfte und genau das zeigte sich jetzt vollkommen „ungeschönt“ (mir fiel dazu kein besseres Wort ein!). Irina war Jäger und Sammler, wenn auch zu 90% mit absolut genialem System, und das zeigte sich überall. Nur als Beispiel war gefühlt für jedes Paar Schuhe noch der Karton vorhanden. Jeder Versicherungsschein eines jeden Autos aus jedem Jahr war abgeheftet, ebenso jeder Bußgeldbescheid. Es war gefühlt einfach alles aus Ihrem Leben noch irgendwo in Schränken zu finden. Und auch wieder ehrlich: Ich habe/musste mich trennen, aber das war für mich echt schwer! Dass es so viel war, erleichterte mir die Situation etwas, da „Ballast“ schon immer für mich das Allerschlimmste im Leben war. Man muss sich einfach trennen können!
Heute (30.10.22) kam ich dann zu ihren Anziehsachen, die auch in echt großen Mengen vorhanden waren. Durch das Aussortieren der Unmengen an Kinderbekleidung, „war nun unsere Ankleide wieder zu begehen“. Ich verstaute die auf dem Boden liegenden „Alltagsanziehsachen“ von ihr in Kisten und wollte noch 1-2 Sachen auf den Kleiderstangen umhängen, ich musste es abbrechen! Mir kamen die Tränen (und kommen sie gerade wieder), das ist einfach nur schlimm. Mir fehlen dazu die Worte! Ich werde diesen Part nicht in den nächsten Wochen angehen können, viel zu tief sitzt noch der Schmerz und die Trauer. Auch ich stelle mir mittlerweile, sicher auch auf Grund des Pensums die Frage „warum“. Ich finde keine Antwort und ich werde auch künftig keine finden, aber es schlaucht schon ungemein und dann kommen halt diese Fragen.

Mir kommen noch andere Fragen, auch wenn es jetzt sehr persönlich wird. Natürlich fehlt mir total diese tolle Frau, der super Gesprächspartner, der Seelenverwandte, der Ratgeber, der Anker in der Not, der Wärmespender, der große Teil meines Herzens. Ein Stück von mir ist von heute auf Morgen einfach verschwunden, zusätzlich ist der Großteil der Last von Irina 1:1 auf mich übergegangen.

Wenn mich jemand vor einem halben Jahr gefragt hätte was mein Schlüssel zu meinem Glück ist, hätte ich als erstes Irina und direkt gefolgt die Kinder genannt. Die Kinder sind noch da, die geben mir auch die Kraft weiter zu machen, aber der Großteil meiner eigentlichen Basis war Irina und die ist „einfach weg“. Mit wackeliger Basis weiter zu machen bedarf a) sehr viel Konsequenz b) enormes Durchhaltevermögen und c) sicher auch das ein oder andere mal auf die Zähne zu beißen und ohne Rücksicht einfach weiter zu machen, um möglichst schnell wieder „Boden unter den Füßen“ zu bekommen. Ich bin mir sicher dass ich mir in 2-3 Jahren vllt Fragen stelle werde, warum ich manches so und nicht anders gelöst habe, aber es ging jetzt in dem Moment einfach nicht anders.

Weiter denkt man in der wenigen freien Zeit die man hat in die Zukunft und fragt sich wie das werden soll und verstrickt sich dann immer mehr in Gedanken und Fragen, die man so eigentlich nicht da haben will. Es ist einfach kurios und sicher auch nicht für jeden zu verstehen, das ist teilweise selbst für mich der jetzt 11 Wochen damit lebt so wirr und weiterhin überhaupt nicht zu greifen!

Zuletzt noch zu den Kindern:
Die Lobeshymnen auf sie reißen nicht ab. Sie sind so toll und machen das so super, auch das ist weiterhin nicht in Worte zu fassen. Wir reden mittlerweile regelmäßig über oder mit der Mama, für beide ist es allgegenwärtig, keiner in der Familie lebt in irgendeiner Weise eine Art Verdrängung oder ähnlich. Wir alle drei wissen was passiert ist, wir alle drei sind zutiefst traurig darüber dass es passiert ist und wir alle drei, und da bin ich mir auch bei den Kindern sicher, wissen dass es weitergehen muss und wir machen einfach das Beste daraus. Wir liegen uns so oft in den Armen, drücken uns gegenseitig ganz doll, spenden uns „Trost“ und Wärme, sagen uns einander dass wir uns ganz doll lieb haben. Das ist wirklich ganz toll, weil es häufig auch von !beiden! Kindern ausgeht! Ich bin in Teilen mittlerweile mit beiden (leider) etwas strenger geworden, versuche aber natürlich auch mangels Kapazität etwas bzw. noch mehr Eigenständigkeit und Mitdenken zu fordern/fördern. Aber auch hier sind sie total gewillt und gehen mit!
Wenn Sie im Kindegarten sind haben sie Spaß, wobei Nina nach meiner Sicht doch eher der Einzelgänger ist, ich meine Max wäre da am Anfang aber auch nicht anders gewesen. Ich hoffe/wünsche mir dass sie diesbezüglich noch mehr auftaut / aus sich herausgeht.
Nach dem Kindergarten sind beide aktuell ziemlich platt, ich vermute das ist zum Einen der ganzen Krankheitsthematik geschuldet, zum Anderen aber auch der neuen Situation mit Kindergarten bis 14.30 – 15.00 Uhr. Ich hoffe auf Entspannung in den nächsten Tagen/Wochen.

Vor Weihnachten und der Zeit drumherum habe ich ein bisschen Angst, lasse es aber auf mich zukommen und werde dann sobald nötig entsprechend Energie einbringen um beiden „irgendwie“ ein bestmögliches Weihnachtsfest zu ermöglichen. Jeder im Umfeld / der Familie wird natürlich mit eingespannt, um es so abwechslungsreich (aber trotzdem auch mit Ruhephasen) und schön zu gestalten, dass beide es „irgendwie“ genießen können. Mir wir schlecht an den Gedanken daran ☹!
 

31. Oktober - 23. November `22

Ganze drei Wochen habe ich nicht geschrieben.
Schwierig war es wieder den Einstieg zu finden, Bilder von Irina auf der Website anzuschauen (als würde ich sie nicht eh jeden Tag in unserer Wohnung sehen!), mir steigen direkt die Tränen in die Augen :-(. Die Trauer in mir ist weiterhin präsent, gefühlt in Wellenphasen. Mal mehr, mal weniger, dazu aber nachfolgend mehr.

Ich muss wieder ein wenig unterteilen.
Die Zeit bis zum 15. November war vom Alltag her wirklich vollkommen in Ordnung. Wir haben uns toll aufeinander eingestellt, alles funktionierte super, die Kinder waren gesund, auch mit den Omas haben wir tolle Routinen entwickelt. Ich behaupte dass es nichts gab in dem wir "total schlecht" waren, alles funktionierte in dem Zeitraum gut.
Wir hatten u.a. zusammen Laternen gebastelt, St. Martins Lieder aufgefrischt und gesungen, beide gingen zum Kindergottesdienst, Max besuchte seine Freunde, Nina durfte weiterhin bei Jule reiten, der Kindergarten lief gefühlt bei beiden gut, ... .
Zusätzlich zum Laternenumzug des Kindergartens organisierte unsere Freundin Mona unter den Freunden (mit deren Kindern) einen privaten, ganz ganz tollen Laternenumzug mit anschließendem Essen.
Es war insgesamt wirklich eine "schöne" Zeit (Anführungzeichen deswegen weil ich es weiterhin für mich nicht als Normalität betiteln kann/will).

Sowohl Nina als auch Max akzeptieren weiterhin den Tod ihrer Mama und stellen es nicht weiter in Frage, wir reden weiterhin ganz offen über Themen rund um oder über die Mama. Immer mal wieder kommen alte Erinnerungen hoch in denen sie natürlich eine Rolle spielt, jedes mal aufs Neue reden wir vollkommen sachlich und ohne tiefe Trauer.
Am St.Martins Gottesdienst hat Nina für Mama eine Kerze angezündet, was mir Alicia (die Erzieherin) auch gleich berichtete. Auch im Kindergarten war das Thema also mittlerweile ganz allgegenwärtig und "normal". Auch dort mussten/müssen sich alle Beteiligten erst einmal an die neue Normalität gewöhnen.

Für mich waren diese zwei Wochen emotional ziemlich schwierig/komisch. Je mehr Routine mit den Kids, um so mehr Zeit für mich zum Nachdenken! Gefühlt erreichte meine Trauer ein neues Level. Vollkommen aus dem Nichts fing ich z.B. beim Autofahren oder abends an zu weinen und das ohne jeglichen Inhalt. Nicht dass ich dabei den Gedanken hegte "sie solle zurückkommen" oder "warum ich" oder was auch immer, einfach nur pure Trauer. Mit der nachfolgenden Phase wurde es darum wieder etwas ruhiger....

Die letzten eineinhalb Wochen waren geprägt von Krankheit. Es ist so nervend, anstrengend und kräftezehrend!
Nacheinander hatten beide wieder Fieber mit bronchialem Infekt (Husten, Schnupfen, Hals- & Gliederschmerzen), im Umlauf der Kindergartenkinder war der RS-Virus, ich vermutete diesen auch bei Nina & Max.
Hustensaft, "Kügelchen" und Bronchialbalsam gehören gefühlt seit Wochen zum Standardprogramm jeden Morgen und Abend.
Langsam geht auch unser Fiebersaft dem Ende zu, hier scheint aktuell akuter Mangel in ganz Deutschland/Europa. Immer wieder versuche ich bei sämtlichen Versandapotheken eine Flasche zu erhalten, immer wieder wird die Bestellung storniert. Bitte nicht falsch verstehen, ich wäge genau ab wann und ob eine Gabe sinnvoll ist, nur leiden möchte ich beide auch nicht lassen.
Aber auch im Umgang mit Krankheiten haben wir mittlerweile unsere Routinen und ich denke dass wir auch hier einen guten Weg gefunden haben und jedes mal aufs Neue finden.
Zum Glück sind wir Stand heute aber komplett über den Berg, beide sind wieder auf dem Weg zu 100%. Mal schauen wie lange!

Ansonsten arbeiten wir kräftig auf Weihnachten hin.
Die Patentanten helfen bei den Adventskalendern, mit den Kindern habe ich während der Krankheitsphase schon erste Teile geschmückt, unsere Fenster haben nun tolle weihnachtliche Sterne. Die Weihnachtslichterkette ist am Balkongeländer montiert und den Adventskranz (in gerade :-)) haben wir gestern gebastelt/dekoriert. Zu alledem läuft seit 4 Tagen der Weihnachts-Toni rauf und runter, für Max und Nina könnte morgen Weihnachten sein.
Es wird sicher ein komisches Weihnachtsfest (für uns Erwachsene), wir alle geben aber alles dafür es den Kindern so toll wie nur irgendmöglich zu gestalten und ich bin der festen Überzeugung dass es auch gelingen wird.
Mein Geburtstag war der nötige Warnschuss, nocheinmal trifft mich so ein Fest nicht so unvorbereitet. Wir schaffen das!

Eins noch:
Irina ("Maus"), wo auch immer du bist, wir vermissen dich! Wir hoffen dir geht es gut! Wir lieben dich / Ich liebe dich!
Es ist für mich immer noch unvorstellbar wie wir irgendwann wieder richtig glücklich werden sollen...

24. November 2022 -
15. Januar 2023

Zu Beginn wünschen wir (Nina, Max & ich) allen Lesern ein frohes neues Jahr und dass die Vorhaben für 2023 gelingen und das nötige Durchhaltevermögen vorhanden ist. Klar, Gesundheit ist mindestens ebenso wichtig, hierbei sollten wir alle uns aber in großen Teilen auch selber an die Nase fassen. Weniger Stress, gesündere Ernährung, vielleicht auch einfach mal wieder lernen auf unseren Körper zu hören, nur um einige wenige Dinge zu nennen.

Zum Jahreswechsel habe ich mir fest vorgenommen 2022 in meinen Gedanken weiter nach hinten zu schieben und mich von 2023 vielleicht auch einfach etwas (positiv) überraschen zu lassen. Wir müssen nach vorne schauen und das Leben wieder als lebenswert empfinden. Wir wissen nun wie alles funktioniert, sind mittlerweile so ein tolles „Team“, jetzt geht es darum die Lebensqualität weiter Stück für Stück für alle Beteiligten wieder steigen zu lassen (nicht dass sie auch in der „ganz schlimmen Zeit“ wirklich schlecht war, da gibt es noch ganz andere Fälle).

Aber fangen wir vorne an….
Die letzten 6 Wochen des Jahres waren weiterhin geprägt von Krankheit. Zum wiederholten Male hatte uns einer der großen umgehenden Infekte erwischt. Im Oktober Corona, im November höchstwahrscheinlich RS-Virus und Anfang Dezember dann, zum krönenden Abschluss Influenza. Nina fing an, klassisch mit Fieber 2 Tage, diesmal gefolgt von mir, mir ging es 3 Tage wirklich schlecht (nur mit Schmerzmitteln irgendwie zu ertragen) und nachfolgend (als hätte er sich nicht vorher schon mit einreihen können) Max. Der Verlauf eigentlich bei allen dreien nahezu identisch, jedem ging es rund 4-5 Tage schlecht, wir waren nahezu 2 ganze Wochen daheim. Unser Umfeld hatte es natürlich auch wieder getroffen, die Omas lagen flachen, ebenso meine Schwester mit Patentante und Kind. Was soll man dazu sagen? Die Zeit ab Oktober war wie verhext, allerdings auch wirklich bei jedem im Umfeld mit Kind(ern). Die wilden Spekulationen wie „Corona sei schuld“ kamen immer mal wieder auf.
Zum Abschluss der Infekte (am 1. Weihnachtsfeiertag) setzte erst Max dem mit einer Bindehautentzündung die Krone auf, erneut versetzt um 3 Tage dann auch Nina. Nur dank der Hilfe unseres tollen Umfeldes, sind wir ohne langwierigen Arztbesuch (zwischen den Jahren) an antibiotische Augentropfen gekommen. Das ist so unglaublich toll, so viele helfende Hände und Kontakte zu haben, ich bin dafür unendlich dankbar, es vereinfacht doch so vieles in der nicht ganz so leichten Zeit.

Nina und Max waren weiterhin „ein Traum“ (ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll). Die beiden sind so tolle Kinder, helfen wo sie können, zeigen Verständnis, „wollen gefallen“ und gehen weiterhin einfach sowas von gut mit der Situation um, schlichtweg besser als jeder Erwachsene um sie herum. Dazu kommt dass Nina mittlerweile deutlich die Nähe zu mir, zu Max und auch zu den Großeltern sucht. Es ist schon toll wenn man mittags die beiden Händchen haltend oder schmusend auf der Couch liegen sieht oder Nina morgens zu mir ins Bett gekrabbelt kommt, um noch 20 Minuten „Wärme für den Tag“ zu tanken. Die Mama ist natürlich weiterhin regelmäßig Gesprächsthema, die Urlaubserinnerungen sind immer mal wieder Thema, alles aber ohne negativer Gedanken oder Trauer. Ich kann mich gut an ein Gespräch im Auto erinnern, bei denen ich beiden erklärte, dass wenn eine Türe sich im Leben schließt, man durch eine schlechte Erfahrung ausgebremst wird, sich dafür immer neue Türen öffnen und sich neue Möglichkeiten ergeben und dass es an uns liegt das Potenzial darin zu erkennen und dieses mit positiver Energie anzugehen. Vermutlich gibt es nicht viele Eltern, die in diesem Alter solche Weisheiten mit Ihren Kindern teilen, beide verstehen es, nehmen es auf und übernehmen es in ihren Alltag.
Seelisch geht es nach meiner Sicht beiden wirklich gut, physisch hat die Schließzeit des Kindergartens beiden geholfen wieder durchzuschnaufen und nicht direkt die nächste Krankheit mit nach Hause zu bringen.

Die Weihnachtszeit war für beide schön, ich weiß nicht ob sie wirklich etwas vermisst haben (das ist ganz schwierig zu schreiben und allgemein meinerseits zu werten). Wir alle haben versucht ihnen eine tolle Zeit zu bescheren und nach meiner Sicht waren sie glücklich. Sie haben geholfen die Wohnung oder den Tannenbaum zu schmücken, sie haben mit den Omas als auch mit mir und Freunden Plätzchen gebacken, sie waren dank Jule Teil der Aufführungen der Weihnachtsfeier im Stall, sie hatten beide Rollen im Krippenspiel am 24.12. in der Kirche und und und. Auch die Geschenke waren im Vorfeld ausführlich recherchiert, jeder war glücklich mit dem was „das Christkind“, verteilt über alle familiären Stationen, gebracht hatte.

Für mich war die Vorweihnachtszeit schwierig, ich trauerte häufiger als ich es selber erwartet hatte. Bei so Situationen wie dem Christbaum schmücken übermannte es mich, hatte Irina dabei doch immer viel Spaß mit den Kindern. Jetzt machte ich dass, die Kinder hatten trotzdem viel Spaß, ich musste halt kurz weinen, war Irina kurzzeitig für mich doch sehr präsent. Es ging nach kurzer Zeit wieder, aber auf Dauer war auch diese Trauer sehr anstrengend. Daraus resultierend auch mein Entschluss von der Einleitung, das Jahr 2022 einfach hinter mir / uns zu lassen, diesen Kraftakt kann man auf Dauer nicht durchstehen. Nach der Zubettgeh-Routine war ich häufig so platt dass ich, egal was ich vor hatte, ich es einfach nicht mehr konnte. Selbst der Weg von der Couch zum Bett fiel mir in Teilen unglaublich schwer. Auch wenn der Kopf und das Herz zwei ganz unterschiedlich Sachen sind, zum Jahreswechsel war zumindest für den Kopf ganz klar welche Richtung es in 2023 gehen sollte / gehen muss. 

Den Absatz Bürokratie Deutschlands halte ich ganz kurz:
Wir schaffen uns einfach nur noch selber ab, mit der Menge an Papier und Formularen die wir für alle erdenklichen Fälle benötigen.
Seit dem Tod von Irina hatte ich mindestens 500 Blatt an Formularen/Hinweisblättern vor mir! Telefonate mit Behörden laufen ins nichts, weil man niemanden erreicht usw. Auf jeden Fall bin ich noch lange nicht mit allem durch, ich habe mein persönliches Datum zum Abschluss bereits auf die erste Jährung des Todestages von Irina gelegt. WIRKLICH TRAURIG WAS IN DEUTSCHLAND DIESBEZÜGLICH PASSIERT!

Zum Abschluss:
Uns geht es gut, alles ist ok bis auf kleinere Ausnahmen (eher auf mich gemünzt)! Die Kinder sind (Stand heute, 3x auf Holz geklopft) gesund, Ihnen fehlt es an nichts (schwierig in einer solchen Situation zu schreiben), alles läuft. Ich hoffe wirklich auf ein gutes Jahr für uns, weiß aber auch um die vielen Faktoren die wir nicht beeinflussen können. Trotzdem gilt es den Kopf immer oben zu halten, das predige ich (vllt auch eher indirekt) auch immer den Kindern.

Ich danke erneut allen Menschen um uns herum für alles was sie für uns tuen. Ihr seid alle ebenso der Grund warum es uns, warum es Nina und Max „so gut geht wie es uns/ihnen geht“! Danke, danke, danke!

 

16. Januar - 13. März 2023

Wieder sind 2 Monate ins Land gezogen, dabei hatten wir weiter Zeit uns auszurichten, uns weiter zu finden, einige weitere Hürden zu nehmen. Hatten wir noch Anfang Februar (wieder natürlich abwechselnd) mit Scharlach zu kämpfen, ist seitdem zum Thema Krankheiten einigermaßen Ruhe eingekehrt.

Nina und Max gehen weiter unbeeindruckt von all den äußeren Faktoren ihren Weg, beide reifen von Tag zu Tag immer mehr, gefühlt kann man ihnen auch körperlich tagtäglich beim Aufwachsen zusehen. Nina kommt immer mehr im Kindergarten an, findet mittlerweile auch immer mehr Anschluss in der eigenen Gruppe. Die gemeinsame Zeit im Kindergarten mit Max ist zwar weiterhin vorhanden, wird aber weniger. Immer wieder erkenne ich Irina in der kleinen Maus - dieses unbedachte, offene und immer positive Auftreten ist schon erstaunlich. Sehr süß ist der Wunsch der gemeinsamen Nähe, wir schmusen weiterhin sehr viel, gerade morgens krabbelt sie eigentlich täglich in mein Bett und „tankt Kraft“ für den Tag.

Max wiederum reift ebenfalls immer mehr, das was Nina mehr an Wärme braucht wird bei ihm langsam aber sicher weniger. Sein Auftreten wird immer selbstbewusster, was auch echt wichtig und an der Zeit war. Auch das „Anflunkern“ ist mittlerweile immer mal wieder Thema, wobei ehrlicher Weiße es im Rahmen bleibt und Max gefühlt auch relativ gut abschätzen kann wann man es wagen kann und wann nicht. Der bereits Mitte Januar begonnene Schwimmkurs hatte nicht ganz den von mir ursprünglich angedachten Erfolg.
Von 8 angepeilten Terminen konnten auf Grund Krankheit nur 4 wahrgenommen werden, auch sonst war der Erfolg eher mäßig.  Als Erkenntnis aus alldem konnte ich jedoch ziehen, dass wir unbedingt mehr Berührung mit dem Medium Wasser benötigen, um schlicht die Angst davor zu verlieren.
Die regelmäßigen Besuche seitdem im Schwimmbad zeigen schon deutliche Erfolge, nicht nur bei Max 😊. Das was Max an Respekt an den Tag legt, hat Nina an Tollkühnheit – von mir hat sie das nicht, Grüße gehen raus an Mama.

Weiterhin bin ich super stolz und froh dass genau diese beiden, die Kinder von Irina und mir sind.
Sie helfen mit wenn sie können bzw. man sie fragt, sie wissen sich fast immer zu benehmen und sind mir nicht böse wenn ich dann doch mal etwas lauter werden muss (was auch vorkommen kann).
Einzig die Frage der altersgerechten Förderung kommt immer mal wieder in mir auf. Die Tage mit beiden sind gut gefüllt, wir gehen schwimmen, turnen, wir basteln oder malen, … .
Nicht dass sich einer von beiden beschwert, aber natürlich will man nur das Bestmögliche für seine Kinder.

Das Mama/Irina uns weiterhin fehlt sollte allen klar sein.
Tage wie Valentinstag, die Halbjährung ihres Todestages oder vor Kurzem ihr Geburtstag fallen mir bzw. uns Erwachsenen deutlich schwerer als den beiden Kids. Für mich alleine musste ich an den Tagen viel weinen. Mit den Kindern, bei der Arbeit oder unter Leuten war es für mich relativ gut.
Ich für mich muss weiter lernen loszulassen, wieder mehr zu leben, offener dem neuen Leben gegenüber zu stehen – eigentlich so zu sein wie die Kinder, vollkommen unbeeindruckt und unvoreingenommen.
Aktuell traue ich mich kaum diesen Absatz zu schreiben, es ist wirklich schwierig zu wissen was „richtig“ ist, was man „darf“, was man „kann“, was nicht (ist das zu verstehen?).
Wahrscheinlich ist es ein Schritt für Schritt nach vorne tasten, bis man unbeeindruckt aus „der Ecke“ wieder voll ins Leben gerückt ist – Ecke klingt dabei wahrscheinlich härter als es wirklich ist. Allgemein ist es für mich ganz schwierig für all das Worte zu finden, zum einen natürlich vor Respekt gegenüber Irina als auch natürlich allen Lesern gegenüber, wird wahrscheinlich jeder einen anderen Weg in dieser Situation als richtig erachten (vllt hat jemand einen Tipp?).

Alles um das Thema Bürokratie ist meinerseits abgehakt, nur Rückmeldungen zu einzelnen Themen sind noch offen. Auch hier bin ich allen Unterstützern sehr dankbar, alleine wäre es nach meiner Sicht wirklich nicht zu meistern gewesen.

Zum Abschluss: Wir freuen uns auf den Frühling, die Sonne, die Zeit mit Freunden auf Spielplätzen, im Garten oder wo auch immer. Die kalte, dunkle Jahreszeit ist grundsätzlich nicht wirklich schön, in unserer Situation aber eine doppelte Herausforderung. Der Blick geht weiter nach vorne, immer positiv und freundlich 😊. Allen Lesern eine schöne Zeit!

14. März - 13. Mai 2023

Anscheinend scheint es sich unbewusst einzuspielen dass ich alle 2 Monate im Blog schreibe, es war nicht so geplant hat sich einfach ergeben.

Wir haben in der letzten Zeit wieder einige schöne, einige nicht ganz so schöne Erfahrungen machen dürfen. Gleich zu Beginn will ich mich bei dem ein oder anderen entschuldigen dass ich in den kommenden Zeile vielleicht etwas mehr auf die Entwicklungen „in mir“ eingehe.

Zuerst aber allgemein!
Zum Thema Krankheit mag ich schon gar nichts mehr sagen, kaum war der letzte Eintrag geschrieben war Nina Corona positiv, Max und ich allerdings täglich getestet negativ. Ob man den Tests so trauen kann wage ich zu bezweifeln, gefühlt hatten wir beide schon etwas husten der sich auch relativ lange hielt. Aber negativ ist negativ, wir können ja nicht unser Leben komplett einstellen.

Als Besonderheit durften wir mit Oma Petra, Enkelin Emilie und Enkel Jonas in den Osterferien an einer gemeinsamen AIDA-Reise teilnehmen. Wir alle hatten eine Menge Spaß, die Zeit verging entsprechend wie im Flug. Von den Eindrücken zehren wir bis heute, allein das Schiff war für Nina und Max eine Sensation, hatten sie davor doch noch nie ein solches großes gesehen. Wir plantschten viel im Pool, spielten auf dem Kinderdeck, beide besuchten vormittags den KidsClub und ich konnte sogar Fitness- als auch Saunabereich nutzen. Wir waren abends immer so geschafft dass wir gegen 19.00 – 19.30 Uhr vollkommen geschafft im Bett lagen. Es war wirklich schön!

Die allgemeine Entwicklung beider Mäuse schreitet natürlich unaufhörlich nach vorne, beiden kann man nahezu beim größer werden zuschauen. Beide sind so fest in ihrem Alltag, das Programm der Woche nahezu von Anfang bis Ende durchgetaktet. Ganz toll sind jeweils auch die Auszeiten für mich!
Weiterhin ist Mittwochnachmittag „Oma Gaby Zeit“, die Übernachtung von Freitag auf Samstag bei Oma Anne ist ebenfalls immer ein „Wochen-Highlight“ der beiden.

Ich muss immer und immer wieder erwähnen wie dankbar ich (auch stellvertretend für die Kinder) bin, dass wir von allen Seiten so viel Unterstützung erfahren, wenn wir sie denn brauchen bzw. annehmen. Wir versuchen natürlich unseren Alltag in weiten Teilen selbst zu organisieren, daran müssen wir wachsen, deswegen bitte ich alle Freunde/Bekannte um Entschuldigung wenn wir Hilfe mal nicht annehmen können oder z.B. auch die ganzen angefragten Spielplatz-Dates nicht immer wahrnehmen können. Die Wochen verfliegen förmlich, was einerseits natürlich gut, andererseits aber auch immer wieder zum Nachdenken anregt.

Ein tolles Erlebnis muss ich noch hervorheben, Ninas 4. Geburtstag.
Bereits im Vorfeld bekam ich von allen Seiten Hilfe angeboten, was wirklich ganz ganz toll war.
Klar machte ich mir sehr viele Gedanken ob dieser besondere Tag für Nina, erstmals ohne Mama, vielleicht nicht zu dem gewohnt schönen Tag werden sollte.
Im Nachgang muss ich sagen weit gefehlt! Gemeinsam mit der Familie und Freunden hatten wir ein wunderschönes Fest im Garten bei schönstem Sonnenschein mit Kinderschminken, Tatoos, allerlei Spielangeboten, Torten/Kuchen und guter Laune. Im Nachhinein betrachtet würde ich behaupten war Nina einfach nur glücklich.

Allgemein machten die Kinder weiterhin uns allen etwas vor. Zum Glück nicht so häufig war „die Trauer“ über den Tod der Mama richtig Thema. Klar redeten wir weiterhin regelmäßig über die Mama und sprachen auch vor dem Altar oder dem Grab zu ihr, aber weiterhin „in Normalität“. Einzig zwei Mal, als ich wieder einmal etwas strenger sein musste, äußerte Max beim Abendessen mit Blick auf die Bilder des Altars, dass er die Mama vermisst. Natürlich entsprach dass der Wahrheit, verstärkt wurde es aber auch der zuvor stattgefundenen Strenge meinerseits den beiden gegenüber.
Mama Irina war an sich eigentlich nie streng, an die Zeit konnte sich Max logischerweise sehr gut erinnern! Sonst war die besondere Situation an sich kein Thema für beide!

Puh, schon zu Beginn des folgenden Absatzes musste ich kräftig durchatmen.
Es geht darin um mich, meiner gedanklichen „Abwicklung“, den immer wiederkehrenden Zwiespälten, der damit verbundenen Trauer, den vielen Tränen und allem was dazu gehört.
Für mich war es immer wieder unbegreiflich wie sehr anscheinend mein Körper einfach funktionierte und all die Gedanken die mich jetzt plagten von ihm bisher verdrängt wurden.
Es waren wirklich Zeiten an denen ich teilweise jeden Tag mehrmals für mich weinen musste, ganz schreckliche Dinge musst ich erledigen (wie z.B. die Inhalte der Badschränke auflösen – Sichtbares war schon länger entfernt). Wirklich ganz ganz scheußlich, mir steigen direkt die Tränen in die Augen wenn ich daran zurückdenke! Man will nicht damit abschließen, aber man muss. Es ist wie Verrat an Irina, einfach das aller scheußlichste Gefühl auf der ganzen Welt. Es ist nicht zu beschreiben, einfach unfassbar traurig! Ich redete nahezu täglich zu ihr, sah ihre Bilder an, träumte von ihr. Aber sogar die KI von Google zeigte mittlerweile keine Bilder mehr von ihr, die Bildersammlungen waren nur noch mit Max, Nina und mir. In vielerlei Hinsicht erschreckend, oder?!
Unglaublich das in diesem Zuge mit zu erwähne und für mich ebenfalls total verwirrend und extrem belastend war der Gedanke in die Zukunft, mit Blick vllt auch auf eine neue Partnerin an meiner Seite.
Mir ist bewusst dass das für den ein oder anderen ggf nicht nachzuvollziehen ist oder manche der Meinung sind dass noch nicht genügend Zeit vergangen ist. Im Zuge der o.g. Trauerbewältigung kam mir tatsächlich auch dass in den Sinn. Wobei „Sinn“ hier nicht der richtige Begriff ist, wer mich kennt weiß dass ich sehr viel denke, auch vorab denke und teilweise vllt auch „zerdenke“ (was durchaus auch nicht gut sein kann!). Es waren Gedanken die einfach da waren, vielleicht auch daraus resultierend dass sich mein Körper nach Wärme und Nähe sehnte. Nur stand das komplett im Konflikt mit meinem Gedächtnis! Mir ging es zeitweise wirklich schlecht damit, zum Glück aber nur wenn ich alleine war. Ich suchte mir vertraute Personen mit denen ich darüber sprechen konnte, jeder davon äußerte vollstes Verständnis. Das hilft auf jeden Fall, trotzdem muss selbst die Erkenntnis kommen! Bis zum heutigen Tag, und wahrscheinlich wird das auch noch ganz lange anhalten, ist dieser Zwiespalt präsent und … eigentlich nicht zu beschreiben! Zeitweise betitelte ich es als Liebeskummer mit Abschiedsschmerz und noch vielem mehr. Ich bin, so dachte ich bisher immer, ein ganz normaler Mensch, aber dass mich etwas so aus der Bahn werfen könne hätte ich noch vor einem Jahr nicht zu denken gewagt.

Mein Blick geht nach vorne und ich weiß aktuell nicht wohin er führt, ich weiß jedoch dass ich / dass wir Irina so viel zu verdanken haben, gefühlt aktuell einfach alles. Egal was jemals kommen wird, der Platz den diese einzigartige Person in meinem Herzen hat, ist unfassbar groß!

Wir sagen erneut und immer wieder danke an Mama / an Irina. Wir sagen aber auch erneut und immer wieder danke an all die tollen Personen aus Familie oder Umfeld. So oft ist mir bewusst dass unsere mittlerweile so positive Situation nicht selbstverständlich ist und ja, das schreibe ich bewusst obwohl man ebenfalls schreiben könnte dass wir uns in der negativsten Situation überhaupt befinden.

Ich meine es bereits geschrieben zu haben, aber ich schreibe es erneut…
Das Glas kann halbvoll als auch halbleer gesehen werden, für Irina war es jedoch immer genau richtig gefüllt. Das war eine Gabe die sie gelebt hat, die jeder von uns beherzigen und so gut als möglich vielleicht auch für sich leben sollte. Wenn wir das schaffen oder zumindest immer wieder versuchen, wird Irina bestimmt auf ihrer Wolke sitzen und sich daran erfreuen dass wir ihren Weg versuchen zu leben. In vielerlei Hinsicht war sie einfach perfekt wie sie war, ich danke ihr im Gespräch regelmäßig dafür der von ihr auserwählte gewesen zu sein.

13. Mai - 16. Juli 2023

Sehr lange habe ich über diesen folgenden Eintrag nachgedacht.

Wann soll ich ihn schreiben, was soll ich schreiben und natürlich in welchem Umfang soll ich ihn schreiben.
„Einfach“ ist seit dem Tod von Irina gefühlt gar nichts mehr, ebenso „mal schnell“ oder „mache ich mal fix“ gibt es an sich so nicht mehr. Dazu kommt, dass die Entscheidungen oder Aussagen die von mir getroffen werden müssen, natürlich häufig für Nina und Max mit zählen und diese ebenso häufig maßgeblich auch unsere Zukunft entscheiden. Gefühlt werde ich daran mittlerweile auch stärker gemessen, so als sei der „erste Welpenschutz“ vorbei.

Ich möchte nochmals anmerken, dass ich an dieser Stelle Gefühle und Gedanken, in Teilen ungefiltert wiedergebe und das ggf. von meiner Seite auch stärker wahrgenommen wird als tatsächlich gemeint. Dessen bin ich mir durchaus bewusst!

Bei den vielen Gedanken im Vorfeld war ich mir aber in einem sicher. Dieser Eintrag soll der letzte „in der gewohnten Regelmäßigkeit“ sein. Alle künftigen Beiträge schreibe ich eher wenn ich der Meinung bin, es wäre wieder an der Zeit etwas für Nina oder Max festzuhalten. Das war der ursprüngliche Gedanke des Blogs, dafür waren die Inhalte anfänglich gedacht. Die Reichweite und auch das Sprachrohr was uns dieser bot, ist mir bis heut weiterhin unbegreiflich und in den meisten Fällen bin ich dafür auch sehr dankbar. Aber nochmals, es war nie die Absicht!

Der Todestag von Irina jährt sich nahezu genau in einem Monat und ich bin froh die Zeit überstanden zu haben. Würde man mich nach der Intensität des Lebens in dieser Zeit, auf einer Skala von 1 bis 10 befragen, meine ganz klare Aussage wäre eine glatte 10, es geht kaum heftiger.
Zur Erinnerung: Wir haben resümierend alles auf den Prüfstand gestellt und mehrfach angepasst, wie oft genug hier in Teilen auch beschrieben.
Immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass ein Großteil derer, denen so ein Schicksal wiederfährt, einfach daran zu Grunde gehen muss. Es gibt so viele Momente und Themen die man normalerweise nicht bewältigt bekommen kann.
Das wir es dennoch so relativ gut schaffen, grenzt an sich an ein Wunder. So viele positive Faktoren kommen bei uns zusammen, fällt einer dieser weg, bricht unser ganzes Kartenhaus zusammen. Der Wille und die gefestigte Grundhaltung zum Leben sind aus meiner Sicht die wichtigsten Bausteine, gefolgt von der Einsicht dass alles nun „anders“ ist und der Bereitschaft notfalls sein ganzes Leben zu ändern, falls nötig.
Resultierend kann man für uns heute sagen, dass wir zwar weiterhin noch weit von „einfach“ und „normal“ entfernt sind, wir aber einen guten Weg eingeschlagen haben.
Allen die dabei helfen, die geholfen haben oder auch denen die häufig unbewusst helfen, möchte ich erneut meinen Dank aussprechen.
Bei vielen Gedanken bin ich weiterhin den Tränen nahe, die Dankbarkeit dazu ist einer davon, es bleibt unbeschreiblich (traurig schön).

Zum Alltag:
Nina und Max machen ihre Sache weiterhin sehr gut. Nach meiner Sicht und derer aus unserem Umfeld entwickeln sich beide vollkommen altersgerecht. Dazu gehört natürlich auch, dass zeitweise „Grenzen intensiver ausgetestet werden müssen“ oder die Geschwister sich mal mehr oder auch mal weniger „lieb haben“, Freundschaften im Kindergarten wechseln oder der Papa im „Liebhaben-Ranking“ zeitweise nur auf Platz 4 oder 5 rutscht. Damit muss man einfach leben, daran muss man wachsen und teilweise lernt man daraus auch Kleinigkeiten viel mehr zu schätzen.

Zu dritt oder auch zu viert besuchen wir regelmäßig Irinas Grab, haben hier mittlerweile auch einige Verschönerungen vorgenommen (die, wie ich immer hoffe, auch in ihrem Sinne sind). Nina und Max helfen gerne am Grab, sowohl beim Gießen als auch beim Einpflanzen von neuen Blumen.

Ja, richtig gelesen „.. oder auch zu viert“ - und da kommen wir auch zu einer der größeren Änderungen in unserem Leben. Bereits im letzten Eintrag habe ich von der schweren Zeit und den vielen Gedanken berichtet, die ich durchlebt habe.
Es ist jemand Neues in mein, in unser Leben getreten. Eine Person die ich nach Jahren neu bzw. von einer anderen Seite kennengelernt habe. Jemand der ebenso, vllt auf eine etwas andere Art besonders ist. Jemand den es vllt auch gebraucht hat, der vllt sogar dafür vorgesehen war?! Man weiß es nicht!! Ich weiß es nicht!!!

Eines gleich vorweg: Wer denkt ich habe es mir damit (zu) einfach gemacht, der liegt damit vollkommen falsch. Über Wochen habe ich täglich geweint, mich haben Gedanken getrieben die ich an dieser Stelle gar nicht in dem Umfang ausführen kann und will.
Nur kleine Auszüge daraus:
„Darf ich das?“,
„Kann ich das?“,
„Ist das richtig oder falsch?“,
„Was würde Irina dazu sagen?“,
„Verrate ich Irina damit?“,
„Wie reagieren die Kinder?“,
„Kann ich das den Kindern zumuten?“,
und so einige Fragen mehr .

Anfänglich waren im Umgang mit ihr immer wieder Momente, in denen mein Kopf nicht wirklich mit der Situation klar kam, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen einfach nicht harmonierten. Schwierig zu verstehen, welche Streiche der eigene Kopf einem da spielen kann. So stand ich zum Beispiel auf dem Spielplatz, schaute ihr hinterher und war für Sekunden wie gelähmt, weil ich irgendwie überfordert war. Wie nach einem kurzen „Reboot“ des Gehirns und den folgenden Fragen „Wo bin ich?“, Wer ist das vor mir?“ und „Ist das hier gerade richtig bzw fühlt sich das richtig an?“ ging es normal weiter. Wirklich unbegreiflich, als müsste alles irgendwie neu verknüpft werden.

Glücklicherweise kann ich mit ihr offen über alles sprechen, sie kennt unsere Situation, ja sie kannte sogar Irina. Stunden bzw. zusammengefasst Tage vergingen im Gespräch bzw vergehen weiterhin genau zu diesem Thema. Ihr Verständnis dabei, dass Irina für immer einen festen Platz in meinem Herzen hat, sie die Grundlage unseres GANZEN Lebens ist, meine Liebe für Sie für immer Bestand haben wird (was auch anfänglich ein riesiger Konflikt für mich selbst war), ist unglaublich groß. Besonders ist ebenfalls ihr Umgang mit Nina und Max! Die beiden haben sie sehr in ihr Herz geschlossen, fühlen sich super wohl in ihrer Gegenwart und vertrauen ihr blind. Auch wenn natürlich schon Fragen zu unserer Beziehung aufkamen, die beiden haben nie Zweifel gehegt oder Bedenken geäußert – Kinder sind einfach toll und uns Erwachsenen so weit voraus!

Nach und nach weihte ich natürlich auch unser näheres Umfeld zum Thema ein, immer mit dem Bewusstsein dass der ein oder andere ggf ebenfalls etwas Zeit für eine Akzeptanz benötigt, wie wir beide für uns auch. In den meisten Fällen jedoch wurden wir äußerst positiv überrascht und die Freude des Umfelds überwiegte. Nur wenige Ausnahmen brauchten „eine ausführlichere Erklärung“, die wie bereits genannt, aber vollkommen legitim ist. Die Situation wird auf lange, vllt auch auf immer eine ganz besondere sein, das ist uns beiden bewusst.

Zum Abschluss bleibt mir wieder nur eins, der Verweis auf Irina - der beste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte. Diese unendlich positive Art, der immer nach vorne gerichtete Blick, diese beeindruckende Präsenz, diese unglaubliche Gabe Menschen zu begeistern und in jedem nur das beste zu sehen. „Geht eine Tür zu, geht eine andere Tür auf!“, „Überall sind Möglichkeiten und nirgends Probleme!“ – all das zeichnete sie aus oder waren ihre Leitsätze.
All das ist absolut erstrebenswert, all das sollten wir von ihr in Erinnerung halten. All das hat in den letzten 11 Monaten meinen Kopf irgendwie über Wasser gehalten, auch wenn es häufig nicht einfach war.

DANKE IRINA!!!